Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Seit Anfang Juli darf sich der Naturgarten in der Ewaldstraße mit „Silber“ schmücken. Die deutschlandweite Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“ (TGTA) zeichnete ihn Ende letzter Woche aus. Die Stiftung für Mensch und Umwelt hatte den Garten gestaltet und freut sich genauso wie die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG, Eigentümerin des genossenschaftlichen Nachhaltigkeitshauses in Berlin.

Peter Müller, Mitarbeiter der Stiftung für Mensch und Umwelt, nimmt die „Silber“-Auszeichnung entgegen. © Ute Stumm

Heimische Pflanzen und Trockenmauern locken Insekten an. © Stiftung für Mensch und Umwelt, Peter Müller

Trockenmauern, Lesesteinhaufen, eine Blumenwiese und große Totholz-Stelen: All das kann die Mieterschaft in der Ewaldstraße seit gut einem Jahr vor der Haustür erleben und genießen. Nicht nur bei Hummeln & Co., auch im Fachkreis kommt die naturnahe Gestaltung gut an: Nach einer zweistündigen Begehung entschied sich die TGTA-Begut­achterin für eine „Silber“-Prämierung. Ein Bewohner hatte einen nicht heimischen Kirsch­lorbeer vor seiner Terrasse gepflanzt, darum bewertete die Jury mit „Silber“ statt „Gold“.

Alexander Stöckl, Vorstand der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG: „Wir möchten Zeichen setzen und dem Artenschwund entgegenwirken. Gleichzeitig liegt uns natürlich auch das Wohlergehen unserer Bewohner am Herzen. Der prächtige Naturgarten ist eine Win-Win-Situation!“

Auch Dr. Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer, Gründer und Leiter der Stiftung für Mensch und Umwelt, sind sich einig: „Der Wohnungsbau hat einen großen Hebel, was die Förderung der biologischen Vielfalt betrifft. Glücklicherweise erkennen das immer mehr Entscheider. Viele kommen bereits von selbst auf uns zu und fragen, ob wir auch ihre Fläche naturnah umgestalten können. Ein guter Trend!“

Ob Trittsteinbiotop, PikoPark oder großer Naturgarten: Die Stiftung für Mensch und Umwelt gestaltet individuell auf viel oder wenig Raum. Der Naturgarten in der Ewald­straße ist mittlerweile die dritte ausgezeichnete Projektfläche, viele andere sollen noch folgen. Wenige Wochen zuvor erhielten zwei Projektflächen eine „Gold“-Auszeichnung.

Fachwissen zur naturnahen Gestaltung und Pflege
Das Naturgartenteam der Stiftung für Mensch und Umwelt plant und gestaltet nicht nur naturnahe Flächen. Die Stiftung bietet online auch kostenfreies Lernmaterial zum Thema an (siehe 1. Link). In ihrem Buch „Der Hand­lungsleitfaden“ bündelt sie zudem ihre mehrjährige Naturgarten-Erfahrung aus dem Projekt „Treffpunkt Vielfalt“.

Hintergrund
In der Ewaldstraße in Treptow-Köpenick entstand 2022 das erste europäische genossen­schaftliche Neubauprojekt. Die 40 Wohnungen sind in enger Kooperation mit der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG gebaut worden. Beim Bau standen Nachhaltigkeit und ein ressourcensparender Umgang mit dem Baumaterial im Fokus. Es gibt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, Wärmepumpen, die an Flächen­kollektoren im Boden neben dem Haus gekoppelt sind, und ein innovatives, insekten­freundliches Beleuchtungskonzept.

Warum naturnahe Gartengestaltung? Die Ursachen für den dramatischen Rückgang und die Gefährdung vieler Insekten liegen in der Zerstörung ihrer Lebensräume und in der Verminderung ihrer Nahrung. Einige Wohnungsbauunternehmen haben den Ernst der Lage erkannt und bemühen sich, ihre Flächen naturnah und damit insektenfreundlich zu gestalten.

Über die Stiftung für Mensch und Umwelt
Die Stiftung für Mensch und Umwelt ist eine gemeinnützige Berliner Stiftung. Sie realisiert eigene Projekte wie Naturgärten im Wohnungsbau und naturnahe Firmengärten. Darüber hinaus ist sie für ihre Initiative Deutschland summt! bekannt.

 

 

 

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