Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auf seinem diesjährigen Verbandstag am 9. September 2023 in Berlin hat der Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands e. V. in feierlichem Rahmen die Arbeit von vier Forschenden bzw. Wissenschaftsteams mit dem Wissenschaftspreis 2023 ausgezeichnet. Der Verband, der jüngst noch unter dem Namen „Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V.“ firmierte, fördert mit dem mit insgesamt 5000 Euro dotierten Preis herausragende Forschung zum Kleingartenwesen.

Dirk Sielmann mit den Preisträgerinnen bzw. den Vertreterinnen der Gewinnerteams des Wissenschaftspreises 2023 auf dem Gelände des neuen Bundeszentrums. Stellvertretend für Simon Bässler, den Gewinner des ersten Preises, nahm Eva Foos die Auszeichnung entgegen (v.l.n.r.: Dr. Magdalena Szczepańska, Prof. Dr. Jutta Zeitz, Eva Foos, Dirk Sielmann, Elke Möllenkamp). Fotograf: Matthias Enter Bildrechte: Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands e. V.

Dirk Sielmann, der wiedergewählte Präsident des neuen Verbandspräsidiums, würdigte die Gewinnerinnen und Gewinner, die sich gegen knapp 40 eingereichte Bewerbungen durchgesetzt hatten. Ihre Forschungsarbeiten liefern zum einen wichtige Erkenntnisse und praktische Impulse zur zeitgemäßen Ausgestaltung von Kleingärten, zum anderen formulieren sie stichhaltige Argumente, Kleingärten als traditionsreiche und doch hochmoderne Form der Flächennutzung auch in verdichteten Ballungsräumen zu erhalten.

Kleingärten als integraler Bestandteil nachhaltiger Stadtplanung

Simon Bäsler, Absolvent der Fakultät Architektur und Gestaltung der Hochschule für Technik Stuttgart, stellt in seiner Masterarbeit eindrucksvoll heraus, wie Kleingartenanlagen durch verstärkte Berücksichtigung seitens der Stadtplanung ihren gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Wert noch mehr zur Geltung bringen bzw. entwickeln können. Seine Masterarbeit „Kleingärten in wachsenden Städten, Funktionen und Perspektiven am Beispiel der Stadt Augsburg“ wurde dafür mit dem 1. Preis gewürdigt.

Kleingärten als klimaschützende Kohlenstoffspeicher

Der 2. Preis ging an die Wissenschaftsteams der Projekte „Planungsinstrument für das CO2-Management der natürlichen Kohlenstoffspeicher Berlins (NatKoS)“ und „Kohlenstoff in versiegelten und entsiegelten Böden Berlins (Kosie)“ des Fachgebiets Bodenkunde und Standortlehre an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Arbeiten weisen Kleingärten mit einem gesamten natürlichen Kohlenstoffspeicher von 19,6 kg C/qm als Spitzenreiter unter den untersuchten Flächen aus.

Kleingärten als Schutzräume für Artenvielfalt

Elke Möllenkamp zeigt in ihrer besonders gewissenhaft ausgearbeiteten Bachelorarbeit „Chancen und Herausforderungen der Umsetzung von Permakultur innerhalb der Strukturen Berliner Kleingartenanlagen – Sichtweisen verschiedener Akteur*innen“ das Umsetzungspotenzial von Permakultur in Kleingärten und einen konkreten übertragbaren Produktionsansatz auf. Für ihre Arbeit wurde sie mit dem 3. Preis ausgezeichnet.

Das Bundeskleingartengesetz als Fundament des bundesweiten Kleingartenwesens

Den Anerkennungspreis erhielt ein Wissenschaftsteam der Adam Mickiewicz University in Poznan, das in Kooperation mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH (ILS) in Dortmund das Kleingartenwesen in Polen und Deutschland gleich mehreren Vergleichen unterzog. Insbesondere zeigte sich, wie wichtig das Bundeskleingartengesetz ist. Es sorgt unter der Voraussetzung der kleingärtnerischen Nutzung für den Erhalt der Kleingärten und sucht international nach seinesgleichen.

Die ausgezeichneten Forschungsergebnisse sind für Kommunen, Kleingartenverbände, aber auch für Landes- und Bundespolitiker gleichermaßen interessant und praxisrelevant.

Insgesamt gingen fast 40 Bewerbungen ein, auch aus dem europäischen Ausland. Sie reichten von Seminararbeiten über Bachelor- und Masterarbeiten bis hin zu Papers, Projektberichten und Dissertationen. Mit Einreichungen aus den Bereichen Naturwissenschaft, Planung und Gestaltung, aber auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften war der diesjährige Wissenschaftspreis auch fachlich sehr vielfältig.

Für den Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands e. V. ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung eines von zahlreichen Handlungsfeldern, um das Kleingartenwesen als Teil einer klima- und sozialgerechten sowie umweltfreundlichen Stadt- und Kommunalentwicklung voranzubringen und zu erhalten. Weitere Positionen und Handlungsfelder hat der Verband in seinem neuen Positionspapier festgehalten (siehe 1. Link).

Zum BKD-Wissenschaftspreis

Den Wissenschaftspreis lobt der Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands e. V., die Dachorganisation des Kleingartenwesens in Deutschland, alle vier Jahre aus. Der Preis wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie an Studierende vergeben. Prämiert werden wissenschaftliche Arbeiten mit zukunftweisenden Ideen im Sinne der ökologischen, städtebaulichen und sozialen Funktion von Kleingärten.

Die nächste Auslobung wird voraussichtlich auf dem Verbandstag im Jahr 2027 stattfinden.

Übersicht: Preisträgerinnen und Preisträger des Wissenschaftspreises 2023

1. Preis
Simon Bässler: „Kleingärten in wachsenden Städten, Funktionen und Perspektiven am Beispiel der Stadt Augsburg“
(Masterarbeit, Hochschule für Technik Stuttgart, Fakultät Architektur und Gestaltung)
 
2. Preis
Holger Fell, David-Paul Klein, Juliane Klemm, Christian Klingenfuß, Carlotta Kollmann, Margarete Korintenberg, Tina Thrum, Jutta Zeitz: „Planungsinstrument für das CO2-Management der natürlichen Kohlenstoffspeicher Berlins (NatKoS)“ sowie „Kohlenstoff in versiegelten und entsiegelten Böden Berlins (Kosie)“
(Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät)
 
3. Preis
Elke Möllenkamp: „Chancen und Herausforderungen der Umsetzung von Permakultur innerhalb der Strukturen Berliner Kleingartenanlagen – Sichtweisen verschiedener Akteur*innen“
(Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät)
 
Anerkennungspreis:
Runrid Fox-Kämper, Ewa Kacprzak, Barbara Maćkiewicz, Lidia Poniży, Magdalena Szczepańska:
„Between food growing and leisure: contemporary allotment gardeners in Western Germany and Poland”, “How are allotment gardens managed? A comparative study of usage and development in contemporary urban space in Germany and Poland” sowie “Legal regulations and development of German and Polish allotment gardens in the context of the production function”
(Adam Mickiewicz University in Poznan, Faculty of Human Geography and Planning und Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH (ILS), Dortmund)

 

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