Der Januar 2011 hat es wieder einmal gezeigt: Trotz der massiven Investitionen in den Hochwasserschutz aus den letzten Jahren, treten deutsche Flüsse als Folge extremer Wetterbedingungen immer wieder über die Ufer. Hiervon besonders stark betroffen ist die Elbe in Sachsen-Anhalt. Um dem entgegenzuwirken wurden vom Land Sachsen-Anhalt im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes alleine zwischen 2002 und 2009 ca. 480 Kilometer Deiche saniert. Für den technischen Hochwasserschutz einschließlich der Schadensbeseitigung entstanden in diesem Zeitraum dabei Kosten in Höhe von rund 395 Mio. EUR.
Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt veranschlagt in diesem Bundesland bis zum Jahre 2020 einen Gesamtbedarf für Hochwasserschutzvorhaben, wie Deichrückverlegung, Deichsanierung- und Neubau, Deichlückenschlüsse, Anlagensanierung und Gewässerbau in Höhe von etwa 474 Mio. €. Innerhalb dieser Sanierungsmaßnahmen nimmt der Wegebau eine besonders wichtige Stellung ein, denn die Wege dienen im Hochwasserfall dem Transport von Maschinen und Material und erfordern deshalb eine besondere Stabilität. Andererseits dienen die Wege durch die steigende Popularität des Flussradelns auch in zunehmendem Maße dem Radtourismus. Bei der Anlage der Deichverteidigungswege spielen deshalb neben der Stabilität auch zunehmend andere Kriterien eine Rolle. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW), hat hierfür eine gute Lösung gefunden.
Deichverteidigungswege sind in der Regel 3 Meter breit und für SLW 60 ausgelegt. Konkret bedeutet dies gemäß DIN 1072 eine Benutzung durch Fahrzeuge mit 3 Metern Breite und 6 Metern Länge. Dabei darf die Gesamtlast des Fahrzeugs bis zu 600 KN betragen, bei einer Radlast von maximal 100 KN. Ursache für diese Hohen Anforderungen an die Belastungsfähigkeit der Deichverteidigungswege sind die starken Belastungssituationen, die im Hochwasserfall durch schweres Hilfsgerät entstehen können. Aus diesem Grund sind für derartige Wege Oberflächenbefestigungen gefragt, die diesen besonderen Belastungen auf Dauer standhalten. In der Altmark in Sachsen-Anhalt setzt man seit geraumer Zeit auf ein bestimmtes Pflastersystem, dass die Anforderungen an derartige Wege besonders gut erfüllt.
Ökologische Aspekte und Freizeittauglichkeit spielen eine wichtige Rolle
Hierzu Dipl.-Ing. Tilo Köppe-Reib von der Planungsgesellschaft für Wasserbau & Wasserwirtschaft mbH (PROWA) aus Neuruppin: "Bei der Anlage der Deichwege hat sich in Sachsen-Anhalt bereits seit vielen Jahren das Pflastersystem UNNI-2N bestens bewährt. Dieses Steinsystem verfügt über eine geradflächige Rundumverzahnung und ermöglicht damit eine optimale Lastübertragung von Stein zu Stein. So können hohe dynamische Verkehrslasten oder auch Brems- und Beschleunigungskräfte z.B. beim Übergang von Feldern auf Wege oder bei rangierenden Fahrzeugen vom Pflasterbelag aufgenommen werden, ohne dass es zu Schäden in der Fläche kommt. Darüber hinaus bringen die L-förmig ausgeformten Randsteine den Effekt, dass jeder Stein in zwei Nachbarreihen der Verlegeeinheit eingebunden ist. Dies bringt zusätzliche Stabilität und führt dazu, dass an vielen Stellen Bordsteine zur Begrenzung entfallen können - dies spart Zeit und Geld", so Köppe-Reib.
UNNI-2N bietet Stabilität und 7 unterschiedliche Wegebautypen
Der Clou dieses Systems liegt aber in seinen Variationsmöglichkeiten: Vier verschiedenen Steinvarianten - zwei Voll- und zwei Rasensteine in unterschiedlicher Form, die miteinander kompatibel sind, ermöglichen 7 unterschiedliche Wegebautypen. Köppe-Reib: "So ist es ganz einfach möglich z.B. für die Rampen- und Ausweichbereiche der Deiche Vollsteinflächen zu gestalten und für den normalen Wegverlauf Rasensteine wahlweise über die gesamte Fläche, als Spurweg oder als Mittelstreifen zu verlegen. Auf diese Weise erfüllt das Pflastersystem auch alle Anforderungen an eine ökologische Flächenbefestigung und bietet gleichzeitig einen hohen Geh- bzw. Fahrkomfort für Wanderer oder Radtouristen."
Jüngstes Beispiel für eine gelungene Wegbefestigung ist der Deichverteidigungsweg zwischen Räbel und Berge im Elbflussbereich Osterburg. Hier wurde im letzten Jahr auf einer Länge von etwa 4 Kilometern der Deichweg mit dem Systemstein UNNI-2N neu befestigt. "Der geforderte Regelquerschnitt des Weges von 3 Metern war dank der maschinengerechten Verlegeeinheiten von 1 Metern Breite problemlos einzuhalten", so Köppe-Reib. "Da über diesen Wegabschnitt auch der Elberadweg verläuft, haben wir die beiden Fahrspuren mit dem Vollstein und den Mittelstreifen mit dem Rasenstein gestaltet. So können Radfahrer komfortabel nebeneinander her radeln - in der Fahrbahnmitte versickern anfallende Niederschläge und insgesamt ist der Weg stabil genug, um im Hochwasserfall den schweren Einsatzfahrzeugen stand zu halten." Informationen über dieses Steinsystem sind im Internet abrufbar.