Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Unter dem Titel: Von der Gartenschau zum Bürgerpark - Nachnutzung in der Praxis, lud die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) am 8. Juni in die Bonner Bundeskunst- und Ausstellungshalle ein.

61 Teilnehmer - Gartenamtsleiter, leitende Mitarbeiter von Gartenbaugesellschaften, LGS-Fördergesellschaften, Planer und Gartenarchitekten - waren der Einladung zum intensiven Erfahrungsaustausch im Fachkollegenkreis gefolgt. Sie erlebten praxisorientierte Vorträge und konstruktive Diskussionen.

Nachhaltigkeit ist heute ein vielstrapaziertes Wort. Für Gartenschauen bewahrheitet sich dessen Inhalt, wenn die Nachnutzung der Fläche erfolgreich war, denn als wichtiges Instrument der Stadt- und Grünentwicklung wirkt eine Gartenschau weit über die eigentliche Veranstaltung hinaus. So ist es heute mehr denn je von Bedeutung, schon vor der BUGA/IGA/LaGa über Pflege, Verwendung, Bespielung und Verwaltung des Veranstaltungsortes als Park nachzudenken. In Bonn wurde das Thema unter allen wichtigen Aspekten kritisch beleuchtet: Vom Parkkonzept über das Management, den Kosten und der Wertschöpfung, dem Bürgerbegehren und Denkmalschutz bis zum Tourismus.

Die Referenten - alle aus der Praxis - zeigten exemplarisch Maßnahmen auf, mit denen auch nach der BUGA ein hoch frequentierter und erfolgreich funktionierender Volkspark unterhalten werden kann. Die BUGA geht, der Pflanzenschmuck auch - ein klassisches Problem. Was trotz knapper Kassen in den Kommunen mit Phantasie bewegt werden kann, vermittelte Thomas Hanster, Parkleitung Essen, der mit inzwischen 60 Kooperationspartnern und Eintrittsgeld den GRUGA Park refinanziert, und sein Essener Publikum mit vielen Initiativen in regelmäßigen Intervallen anlockt - zur Pflanzen-Raritätenbörse zum Beispiel oder zur Mustergartenanlage, die von ausgezeichneten GaLaBau-Betrieben kostenlos gepflegt wird.

Kollege Dieter Fuchs, Leiter des Grünflächenamtes in Bonn, und damit auch verantwortlich für den Rheinauenpark von 1979, berichtete von seinen Erfahrungen mit Großveranstaltungen: Jährlich feiert er dort das Open-Air Konzert "Rheinkultur" mit bis zu 200.000 Besuchern. Sein Vortrag bot viele praktische Hinweise, zum Beispiel seine Detaillösung im Wegebau: Er pflastert Anfahrtswege zum Veranstaltungsort im Park parallel mit Rasengittersteinen - so können Grünbeschädigungen durch Lieferfahrzeuge vermieden werden und die Ästhetik leidet nicht.

Diethild Kornhardt, die den Volkspark Bornstedter Feld in Potsdam leitet, hat ihre Weichen für die Zukunft des Parks mit der Akquisition zur Ansiedelung neuer Attraktionen durch externe Pächter und weiterer Kooperationspartner gut gestellt. Im Volkspark Bornstedter Feld, der stark von Familien frequentiert wird, gibt es eine Fußballschule, einen Jugendcircus, Partygärten und eine Beachvolleyball-Anlage. Zur hohen Akzeptanz hat sicher auch beigetragen, dass eigene Veranstaltungsmarken wie das internationale Drachenfest etabliert werden konnten.

Von der GrünBerlin GmbH referierte Geschäftsführer Christoph Schmidt über das Parkmanagement des Britzer Gartens von 1985, der eine Neukonzeption für langfristige Pflege und Entwicklung erhielt: übrigens auf Wunsch der Bevölkerung, die sich in einer Umfrage äußerte, den Park in seinen Grundstrukturen und Umfängen zu erhalten. Ursprünglich war nach der Gartenschau eine extensive Nutzung mit Biotopbereichen und großen Wiesenflächen vorgesehen.

Einmal BUGA - immer BUGA? fragte die DBG ihren Referenten Johannes Blume, Städtischer Gartenbaudirektor Stadtgrün Dortmund. Und dann kam die Überraschung: Auf dem Praxisforum offenbarte er, dass bereits Gespräche zwischen dem OB und ihm liefen, erneut eine BUGA auszurichten. In Dortmund weiß man um den Wert des Grüns für die Stadt - 49 % Grünflächen sprechen für sich. Der Westfalenpark, in dem schon drei Mal eine BUGA stattfand, ist einer der wichtigsten Imagefaktoren für den Freizeitwert Dortmunds. Eine zukünftige BUGA oder IGA, unter Einbeziehung des Rombergparks, des Botanischen Gartens - in der Nähe des Phoenixparks und des Emschertals - kommt der demographischen Entwicklung der Zukunft entgegen.

Auch Köln erhofft sich mit einer wiederholten BUGA den Ausbau des "Grünzugs Süd" unter Einbezug des Friedensparks und des Großmarktgeländes - wenn die politischen Weichen denn so gestellt werden, wie Dr. Bauer vom dortigen Grünflächenamt betont.

Die BUGA Schwerin bietet ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten der Instandsetzung einer barocken Gartenanlage über das Medium einer Gartenschau und deren Nachnutzung. Stefan Wenzel, Ministerialrat im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg- Vorpommern, referierte über das Zusammenspiel von Behörden und bauausführenden Unternehmen, von der BUGA Gesellschaft, der Stadt und dem Denkmalschutz bis es zur Renovierung des Schlossgartens nach den Plänen Peter Joseph Lenné, als zentrale Ausstellungsfläche der BUGA 2009 kam.

Dieter Hütte, Geschäftsführer der TMB, Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH brachte seine Erfahrungen aus zwei BUGAs und vier LaGas mit nach Bonn. Das Fazit: Mit einem städtebaulichen Rahmenkonzept, das auch massive Investitionen in die touristische Infrastruktur bedeutet und später private Investoren anzieht, verändern sich Städte. Der positive Geist einer BUGA setzt sich fort - zumal mit der Einbindung in nachfolgende Themenjahre (z. B. Kulturland Brandenburg).

Um das Bewusstsein für werthaltige Grünflächen bei den Bürgern zu schärfen und die Parks im Marketing zu unterstützen, vergibt die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) in Bonn zweijährlich einen Ehrenpreis für hervorragend nachhaltige Parknutzung. Köln erhielt ihn 2007 und Essen 2010, wie Jochen Sandner, Geschäftsführer der DBG ausführte. Die Wettbewerbs-Ausschreibung legt strenge Bewerbungskriterien an: mit dem Preis verbinden sich die Schaffung hochwertiger Städtebauflächen, der Zugewinn wertvoller Grünflächen, eine positive wirtschaftliche und touristische Entwicklung und der Erhalt städtischer Grünanlagen in besonders hohem Pflegezustand. Die Jurierung erfolgt durch den DBGVerwaltungsrat und die fachkompetenten Experten.

Der Aufforderung, sich um den Preis zu bewerben, werden sicher einige der Gäste nachkommen, die sich nach der Veranstaltung auf dem Dach der Bonner Bundeskunst- und Ausstellungshalle im Liebermann-Garten trafen. Auch Gartenkunst und Kunst im Garten boten Anregungen zum Austausch - vielleicht sind sie Themen des nächsten DBG Praxisforums. Das neue Event-Format hat sich als wertvolle Diskussionsplattform erwiesen und wird aufgrund der Nachfrage mit stärkerem Workshopcharakter und mehr Zeit zum Austausch - alternierend zum DBG Forum im nächsten Jahr - 2013 in Bonn fortgesetzt.

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