Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Landwirte müssen im scharfen internationalen Wettbewerb ihre Betriebe wirtschaftlich entwickeln. Sie müssen mehr ernten und gleichzeitig die Belastungen der Umwelt minimieren. Und sie müssen effizienter Tiere halten und die Systeme zugleich so organisieren, dass sie von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden.

DLG-Wintertagung (Foto: DLG)

„Das sind konkurrierende Ziele, die wir nicht durch bloße Fortschreibung unserer bisherigen – durchaus bewährten – Konzepte erreichen“, betonte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer vor rund 1.200 Tagungsteilnehmern auf der DLG-Wintertagung am 22. Februar 2017 in Hannover. Es gehe daher jetzt darum, die richtigen Weichen für einen Modernisierungspfad Landwirtschaft 2030 zu stellen. Dies bedeute aber nicht, die bisherige Landwirtschaft auf den Kopf zu stellen. Es verlange aber Landwirte, die selber kraftvoll die Weichen stellen, Landwirte, die mit produktiver Selbstkritik Optimierungspfade von gestern hinterfragen, die mutig und zur Selbstkorrektur bereit sind.

Wer selbstkritisch und zu Korrekturen bereit ist, dem werde Vertrauen und damit auch Handlungsfreiheit übertragen, verantwortungsvoll natürliche Ressourcen zu nutzen, mit Tieren umzugehen. „Wer kein Vertrauen genießt, wird mit Regulierungen und Kontrollen überzogen, die uns letztlich das wichtigste nehmen, unsere gestalterische Kraft“, sagte Bartmer.

Der DLG-Präsident warb für ein innovationsfreudiges Umfeld. „Wir müssen die ganze Breite der Erkenntnis nutzen dürfen, um den Köcher unserer Möglichkeiten zu erweitern, von den klassischen Instrumenten der Ackerkultur bis zur vollkommen neuen Sorte, vom intelligenten Haltungssystem bis zur ausgewogenen Tiergenetik“, mahnte Bartmer an. „Das sind Weichen, die nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Gesellschaft neu stellen müssen.“

In der integrierten Produktion und in der Digitalisierung sieht Stefan Teepker, Tierhalter aus Handrup, neben Tierwohlaspekten die Trends in den kommenden Jahren. Für den niedersächsischen Landwirt hat das Arbeiten in der Kette große Vorteile. Sie liegen seiner Meinung nach insbesondere in der Sicherheit, „es wird produziert, was verkauft ist.“ Im Zusammenspiel mit der Digitalisierung seien große Potenziale bei der Vermarktung, der Preisgestaltung und den Alleinstellungskriterien zu erwarten. Auch werde die Digitalisierung dazu führen, die Dokumentation zu automatisieren. Big Data könne zu besserer Tiergesundheit und besseren Leistungen führen. Allerdings werde es immer Kritiker geben, solange Tiere gehalten werden. „Daher müssen wir Erfolge messbar machen und aufzeigen, was möglich ist“, sagte Teepker. Er sieht in einer maximalen Transparenz den geeigneten Weg, den Dialog mit der Gesellschaft zu gestalten.

Verantwortung für Fehlentwicklungen übernehmen, Nachhaltigkeit als unternehmerische Herausforderung angehen und Compliance zum Teil der Betriebsphilosophie machen. Dies sind die Botschaften von Hubertus Paetow, Marktfruchterzeuger aus Finkenthal-Schlutow (Mecklenburg-Vorpommern). So gelte es, die einschlägigen Fruchtfolgen zu überdenken und mit neuen Verfahren zu optimieren. Er rief dazu auf, neuesten Techniken offen gegenüberzustehen und diese auch anzuwenden. Am Beispiel der Düngetechnik zeigte er die herausragenden Wirkungen von neuester Technik auf. Diese könnte zwar zu höheren Kosten führen, „die letzte Differenz sollte uns als ‚ehrbaren‘ Unternehmer nicht davon abhalten, das nachhaltigere Verfahren zu wählen.“

Bioland-Präsident Jan Plagge sieht in der doppelten Wertschöpfung eine Chance für die Landwirtschaft: Lebensmittelproduzent für den heimischen Markt und Anbieter am wachsenden Markt für öffentliche Güter. Insbesondere für letzteres sei allerdings eine gesellschaftlich getragene Forschung und Entwicklung erforderlich. Auch warb Plagge dafür, die Entwicklung der Landwirtschaft als Ganzes zu sehen. Für ihn steht die Systementwicklung im Vordergrund, wenn es um Landwirtschaft 2030 geht. So müssten innovative Ackerbausysteme beispielsweise die reduzierte Bodenbearbeitung, das Fruchtfolgemanagement und das betriebliche Nährstoffmanagement berücksichtigen. Schließlich gelte es mit Blick auf die Nachhaltigkeit, ständig zu analysieren und zu optimieren.

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