Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Nach drei Hitzesommern mit längeren Dürrezeiten kündigt sich auch für 2023 ein schwieriges Jahr an. Der Winter 2022/23 ist der zwölfte in Folge, der zu warm war, es gab selbst in den Alpen wenig Schnee und vielerorts auch zu wenig Regen. Die Grundwasserspeicher sind in weiten Teilen Deutschlands jetzt im Frühjahr längst noch nicht wieder auf Normalniveau. Immerhin hat es in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Bundesvergleich relativ viel Niederschlag gegeben, auch die Talsperren sind wieder gut gefüllt.

Für die erfolgreiche Bewältigung der bevorstehenden Herausforderungen werden kompetente Fachleute auf allen Ebenen benötigt.

Josef Mennigmann, Präsident des VGL NRW: "Unser Land braucht eine offensive Bildungspolitik, die geeignet ist, die selbstgesteckten Ziele in Umweltfragen und zur Klimaanpassung zu erreichen."

Von der Renaturierung von Industrieflächen und Gewässern über die Gebäudebegrünung bis zum Bau wassersensibler Außenbereiche in Wohngebieten und die Anlage und Pflege von Freiflächen - die GaLaBau-Projekte in Städten und Gemeinden sind äußerst vielfältig. (Fotos: VGL NRW/GPP.)

Dennoch stellen sich auch in NRW einige Städte und Gemeinden auf Engpässe im Laufe des Jahres ein. Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL NRW), kennt diese Problematik aus vielen Gesprächen mit Verantwortlichen in NRW-Städten und Gemeinden, aber auch mit der Landespolitik: „Der Klimawandel stellt uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen und wir sind sicher, dass es nur mit einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten gelingen wird, die Lebensqualität und den Wohlstand in unserem Land zu erhalten."

Klimakrise beeinträchtigt Wohlstand

Anfang März 2023 haben das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium in einer gemeinsamen Presseerklärung eine neue Studie über aktuelle und potenzielle volkswirtschaftliche Folgekosten der Klimakrise für Deutschland vorgestellt. Demnach rechnen die Ministerien bis zur Mitte des Jahrhunderts je nach Ausmaß der Erderwärmung mit kumulierten volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von 280 bis 900 Milliarden Euro. Zu den finanziell messbaren Schäden kommen gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität hinzu.

Die Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder sagte: „Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen." Die Frage, wie wir zukünftig leben wollen, sei längst zu einer existenziellen Frage geworden, insbesondere in unseren Kommunen seien zwingend Anpassungsmaßnahmen erforderlich, so Mennigmann. Für die erfolgreiche Bewältigung dieser Zukunftsfragen sei aber unbedingt notwendig, auf allen Ebenen die notwendigen Kompetenzen vorzuhalten. „NRW braucht eine offensive Bildungspolitik, die geeignet ist, die selbstgesteckten Ziele in Umweltfragen und zur Klimaanpassung zu erreichen. Hier besteht inzwischen ein echter Notstand und genau deshalb fordern wir den 'Grünen Campus' für NRW!"

Stadt der Zukunft

Die dringliche Notwendigkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung geht einher mit dem Prozess der Mobilitätswende und Fragen zur Energieversorgung. Die Erwartungen an die Stadt der Zukunft steigen ständig - den Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalens Kommunen schwirrt längst der Kopf, wenn sie an den Vielklang der Forderungen und Wünsche aus der Bürgerschaft und der lokalen Wirtschaft denken. Wenn die einen nach autofreien Innenstädten rufen, beklagen die anderen fehlende Parkplätze; mehr Wohnraum wird benötigt, aber es soll keinesfalls Freiraum zugebaut werden. Die Liste der sich teilweise widersprechenden Planungsvorgaben ist lang.

Mennigmann: „Wir sind als Branche ebenfalls stark gefordert. Zukunftsthemen wie Schwammstadt, Gartenstadt, Gebäudebegrünung, Klimabäume, sind unser Tagesgeschäft und sie positionieren den GaLaBau mittendrin als wichtigen Akteur." Die mehr als 1.000 Mitgliedsbetriebe des VGL NRW befassen sich nicht nur mit privaten Gärten, sondern auch mit dem gewerblichen Bereich und dem öffentlichen Grün der Städte und Gemeinden. Die Projekte reichen hier von der Renaturierung von Industrieflächen und Gewässern über die Gebäudebegrünung bis zum Bau wassersensibler Außenbereiche in Wohngebieten und nicht zuletzt der Anlage und Pflege von Freiflächen.

Kompetenz bündeln und entwickeln

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen und mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu sichern, setzt sich der VGL NRW mit Nachdruck für die Einrichtung eines 'Grünen Campus' ein. Mennigmann: „Für die vielen zukunftsweisenden Projekte in NRW brauchen wir Fachleute in unseren Betrieben, aber auch in den Kommunen und in den Ministerien. Diese fehlen schon heute und es fehlt auch ein schlüssiges Konzept, wie die Bildungssituation hier weiter gehen kann. Die Ausstattung und Zukunftsaussichten bei Berufsschulen, Techniker- und Meisterschulen sind suboptimal, es fehlen Lehrkräfte und es gibt keine Lehrerausbildung in NRW."

Die Notwendigkeit zur Schaffung von zukunftsweisenden Aus- und Weiterbildungskonzepten ist auch in anderen Bundesländern erkannt, so wurden in Hessen jüngst mehrere sogenannte Nachhaltigkeits-Lehrstühle eingerichtet, die genau an der Schnittstelle der Landschaftsarchitektur zur Architektur und zum Städtebau aktiv werden sollen. Mennigmann: „Gerade im bevölkerungsreichen NRW wird es wichtig sein, dass klimagerechte und wassersensible Strategien auch sozialverträglich und wirtschaftlich funktionieren. Die große Transformation hat eben erst begonnen und wir sind bereit, im Schulterschluss mit den Kommunen und der Landespolitik unseren Beitrag zu leisten. Den 'Grünen Campus' NRW sehen wir als ein unverzichtbares Instrument, um Kompetenzen zu bündeln und zu entwickeln."

 

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