Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Fünf Jahre nach Veröffentlichung der bekannten Studie zum Rückgang der Insektenbiomasse in Naturschutzgebieten in Deutschland hat das Projekt DINA (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) in Zusammenarbeit mit dem Entomologischen Verein Krefeld (EVK) die Insektenbestände in 21 ausgewählten Naturschutzgebieten in den Jahren 2020 und 2021 untersucht.

Marienkäfer der Gattung Coccinella/ Siebenpunkt (Bild: NABU/ H. May)

Thomas Hörren, Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld, bestätigt eine anhaltend negative Entwicklung: „Ausgehend von den 2017 veröffentlichten Insektenbiomassen ist derzeit keine Erholung für die Jahre 2020 und 2021 erkennbar. Dieser Abwärtstrend der Insektenbiomasse kann für 10 Bundesländer im Nord-Süd-Gradienten bestätigt werden.“

Die gemessene Gesamtinsektenbiomasse blieb auf niedrigem Niveau und entsprach den zuletzt veröffentlichten Zahlen für die Jahre 2007-2016. Es gab keine signifikanten regionalen Unterschiede, jedoch wurde die Biomasse deutlich negativ durch den Anteil der landwirtschaftlichen Produktionsfläche im Umkreis von 2 km um die Schutzgebiete beeinflusst. Die Unterschiede zwischen zwei aufeinanderfolgenden Jahren sind höchstwahrscheinlich auf die bekannten natürlichen Schwankungen der Insektenpopulationen, Änderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und lokale Wetterereignisse zurückzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass geschützte Lebensräume für Insekten zwar wichtig, aber in ihrer Funktion nicht ausreichend sind und dass weitere Schritte unternommen werden müssen, um Insekten, die in vielen Ökosystemen Schlüsselfunktionen erfüllen, besser zu schützen und zu erhalten.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger fordert deshalb: „Es reicht nicht, Schutzgebiete auszuweisen, wenn sie nicht konkret schützen. Wir brauchen ein Schutzgebietsnetz im Rahmen der grünen Infrastruktur, das Biotope verbindet und in dem Erhaltungsziele auch für Insekten festgelegt werden. Hier stellt das Naturflächengesetz und die Nationale Umsetzung des Nature Restauration Law, indem Bestäuber explizit angesprochen wurden, eine große Chance dar.  Dem gravierenden Verlust an Insektenbiomasse muss dringend entgegengewirkt werden. Ein Erfolg ist von großer Bedeutung für die Bestäubung vieler Kulturpflanzen und bedrohte Arten, die sich von Insekten ernähren. Es ist in unser aller Interesse.”

Hintergrund
Das Projekt DINA (Diversity of Insects in Nature protected Areas) wurde von Mai 2019 bis April 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Gesamtsumme von 4,6 Millionen Euro gefördert. An bundesweit 21 repräsentativ ausgewählten Standorten wurde die Insektenvielfalt und deren Belastung aus den umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen erfasst. Begleitend wurden Befragungen und Fokusgruppendiskussionen mit Landwirt*innen durchgeführt, um die Rahmenbedingungen für die Akzeptanz von Maßnahmen für den Insektenschutz zu untersuchen. An drei DINA-Standorten fanden vertiefende Dialogworkshops mit Akteur*innen aus Naturschutz und Landwirtschaft statt. Der kontinuierliche Austausch dient sowohl der Vernetzung zwischen den Akteur*innen als auch der Konsensfindung für Ziele und Maßnahmen für einen integrierten Naturschutz. 

Link zur Veröffentlichung: siehe unten

DINA-Projektpartner:
- Entomologischer Verein Krefeld (EVK)
- Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)
- ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt/Main
- Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB)
- Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
- NABU (Naturschutzbund Deutschland)
- Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern Landau, AG Ökotoxikologie und Umwelt - Universität Kassel (UniKS) 

 

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