Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Städte und Gemeinden leisten bereits heute einen wichtigen Beitrag zum geplanten Torfausstieg Deutschlands im Rahmen der Klimaschutzziele 2030. Um die Torfnutzung im kommunalen Garten- und Landschaftsbau weiter zu reduzieren, bedarf es klarer politischer Zielvorgaben, praktischer Informationen zu Anwendungsmöglichkeiten von Torfalternativen sowie lokale Grüngutkompost-Konzepte.

Infografik Torfnutzung in Kommunen (Bild: FNR/Papenfuss)

Das geht aus der repräsentativen Umfrage „Torfnutzung in Kommunen 2023“ hervor, die von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wurde.

Untersucht wurden Klima-Bewusstsein, gärtnerische Praxis und Einkaufsverhalten in kommunalen Grünflächenämtern. Die Befragung richtete sich an Mitarbeitende, die mit der Beschaffung, der Auswahl oder dem Einsatz von Erden und Substraten betraut sind.

Klima-Bewusstsein

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Bewusstsein über die negativen Umweltauswirkungen von Torf im kommunalen GaLaBau weit verbreitet, wenn auch nicht flächendeckend ist: 73% der Befragten ordnen Torf als fossilen Rohstoff ein, während 24% ihn als nachwachsenden Rohstoff betrachten.

Gärtnerische Praxis

In den letzten Jahren wurde Torf in vielen Bereichen durch andere Erden ersetzt. 46% der Befragten geben an, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich gar keine torfhaltigen Erden mehr verwendet werden. Dennoch gibt es noch Raum für Verbesserungen. Die größten Einsparpotenziale für Torferden gibt es bei Anwendungen von Zierpflanzen, vor allem im Wechselflor oder auf Friedhöfen sowie bei der Bodenverbesserung.

Grüngutkompost ist der am häufigsten genutzte Torfersatzstoff (66%), gefolgt von Rindenhumus (57%) und Holzfasern (35%).

Einkaufsverhalten

Obwohl das Thema Torfreduktion in Kommunen selten verbindlich politisch festgelegt ist, wird es von nahezu der Hälfte der Befragten bei Ausschreibungen und Dienstleisterbeauftragungen berücksichtigt. Bei der Beschaffung von Pflanzenerden sind vor allem Produkteigenschaften wie Wasserspeicherkapazität, Störstofffreiheit und Nährstoffgehalt relevant. Der Preis ist ein wichtiges, aber untergeordnetes Kriterium.

Insgesamt bekräftigen die Umfrageergebnisse die Notwendigkeit einer verstärkten Sensibilisierung für Torfreduktion und einer konkreten Verankerung in kommunalen Leitlinien. Die öffentliche Hand wird dabei als entscheidender Akteur im Torfausstieg in Deutschland betrachtet.

Die detaillierten Umfrageergebnisse werden auf dieser Website bereitgestellt: siehe Link

Hintergrund: Die Torfminderungsstrategie in Deutschland

Die Bedeutung torffreier Erden für den Klima- und Umweltschutz ist in der Gesellschaft oftmals noch nicht bekannt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat deshalb im Zuge des Klimaschutzprogramms 2030 eine spezielle Torfminderungsstrategie für Deutschland gestartet. Sie zielt darauf ab, den Einsatz von Torf als Kultursubstrat und Bodenverbesserer so weit wie möglich zu verringern und, wo immer dies machbar ist, ganz auf dessen Einsatz zu verzichten.

Die ganzheitliche Strategie richtet sich gleichermaßen an Verbraucher, den Erwerbsgartenbau sowie die öffentliche Hand.

Die FNR ist vom BMEL beauftragt, die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Torfminderung und zum Moorbodenschutz, aber auch für Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Torfersatz im Hobby- und Friedhofsgartenbau sowie zum Moorbodenschutz als Projektträger zu betreuen. Zudem sind die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe sowie die Fach- und Verbraucherinformation zum Thema Torfminderung Bestandteil des Maßnahmenpaketes.

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