Neben dem Gender Pay Gap, der die Unterschiede in den Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern misst, gibt es den Gender Gap Arbeitsmarkt. Dieser Eurostat-Indikator (Bezeichnung von Eurostat: Gender Overall Earnings Gap) berücksichtigt zusätzlich geschlechterspezifische Unterschiede in den bezahlten Arbeitsstunden im Monat und in der Erwerbstätigenquote.
Frauen verdienen nicht nur weniger in der Stunde, sondern nehmen darüber hinaus seltener am Erwerbsleben teil oder arbeiten öfter in Teilzeit als Männer. Dies hat insbesondere Auswirkungen auf die finanziellen Möglichkeiten im Monat und langfristig auf die soziale Absicherung im Rentenalter.
Berechnung
Die Berechnung ähnelt der des Gender Pay Gap. Beim Gender Gap Arbeitsmarkt fließen jedoch drei verschiedene Komponenten für Frauen und Männer ein:
- der durchschnittliche Bruttostundenverdienst,
- die Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat und
- die Erwerbstätigenquote.
Diese Komponenten werden jeweils für Frauen und für Männer multipliziert. Aus den multiplizierten Komponenten der Männer und der Frauen wird die Differenz gebildet und ins Verhältnis zu den drei Komponenten der Männer gesetzt:
Damit vereint der Gender Gap Arbeitsmarkt dreierlei "Gender Gaps": Den "Gender Pay Gap" (Unterschied zwischen den Bruttostundenverdiensten), den "Gender Hours Gap" (Unterschied in den bezahlten Arbeitsstunden pro Monat) und den "Gender Employment Gap" (Unterschied in den Erwerbstätigenquoten).
Interpretation
Der Gender Gap Arbeitsmarkt beschreibt den gesamten Verdienstunterschied zwischen allen Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter, unabhängig davon, ob sie erwerbstätig sind. Dies schließt demnach auch Menschen ein, die nicht aktiv am Arbeitsmarkt teilnehmen, was den durchschnittlichen Verdienst beeinflusst. Ein Vergleich der Verdienstunterschiede ausschließlich erwerbstätiger Frauen und Männer würde zu abweichenden Ergebnissen führen. Im Zeitverlauf oder im Vergleich zwischen Regionen (zum Beispiel EU-Staaten) lassen sich Schlüsse auf die Verdienst- und Beschäftigungssituation von Frauen und Männern ziehen. Grundsätzlich gilt dabei: Je höher der Wert des Gender Gap Arbeitsmarkt, desto stärker ist die Verdienstungleichheit auf einem Arbeitsmarkt ausgeprägt. Somit ist der Gender Gap Arbeitsmarkt als Indikator zu verstehen, der im Gegensatz zum Gender Pay Gap, mehrere Dimensionen des Themas Verdienstungleichheit messbar macht.