Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Neue Studie zeigt erstmals Zusammenhänge in den vergangenen 2.500 Jahren auf. Ein Forscherteam unter der Leitung von Willy Tegel von der Universität Freiburg, Institut für Waldwachstum, und Dr. Ulf Büntgen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, und hat erstmals das europäische Sommerklima der letzten 2500 Jahre anhand von Jahrringen erfasst.

Die Resultate zeigen auffällige Parallelen zwischen starken Klimaschwankungen und grossen gesellschaftlichen Veränderungen wie Völkerwanderung, mittelalterlicher Blütezeit sowie Folgen von Pest und Krieg.

Ein internationales Team von Archäologen, Geographen, Historikern und Klimatologen hat erstmals den Niederschlag und die Temperatur der letzten 2500 Jahre in Mitteleuropa lückenlos rekonstruiert. Dies gelang dank der Untersuchung von Jahrringen von rund 9000 fossilen und archäologisch-historischen Hölzern sowie lebenden Bäumen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich.

Die interdisziplinäre Studie ist in der Online-Version vom 13. Januar 2011 der renommierten Fachzeitschrift Science erschienen und zeigt den möglichen Einfluss vergangener Klimavariabilität auf historische Entwicklungen.

Die Wissenschaftler stellen die Schwankungen des europäischen Sommerklimas von der späten Eisenzeit vor 2.500 Jahren bis ins 21. Jahrhundert auffallenden historischen Ereignissen und Epochen gegenüber.

Das Klima während der Römerzeit war überwiegend feucht-warm und vergleichsweise stabil. Zeitgleich mit den ersten Krisen im Weströmischen Reich wurde es ab 250 n. Chr. deutlich kälter und wechselhafter. Diese Phase starker Klimaschwankungen dauerte über dreihundert Jahre und ging einher mit der sozio-ökonomische Katastrophe der Völkerwanderung.

Zunehmende Temperaturen und Niederschläge ab dem siebten Jahrhundert begünstigten wahrscheinlich den kulturellen Aufstieg des Mittelalters. Nahe liegend ist auch ein klimatischer Einfluss auf die Verbreitung und Virulenz der Pest nach 1347.

Genauso kann eine Kältephase während des Dreißigjährigen Krieges am Anfang des 16. Jahrhunderts die verbreiteten Hungersnöte verstärkt haben.

Die Studie stellt eindrücklich das durch den Menschen (mit)beeinflusste Klima des 20. Jahrhunderts seiner natürlichen Variabilität der letzten 2.500 Jahre gegenüber. Im Kontext der natürlichen Klimadynamik erscheinen die Sommer des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts als aussergewöhnlich warm.

Frühere Niederschlagsmengen haben hingegen die heutigen Messwerte immer wieder übertroffen. Das Autorenteam macht aber auch auf die Komplexität der Beziehungen zwischen Klimaschwankungen und historischen Ereignissen aufmerksam und warnt vor einfachen Verknüpfungen.

 

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