Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Interview mit dem Thüringer Vorsitzenden des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla), Werner Alkewitz, über die Situation der Landschaftsarchitekten in Thüringen, das Wirtschaftsjahr 2010 und das Potential von Natur und Grünprojekten in Thüringen. In vielen Branchen wird derzeit Bilanz gezogen. Wie wurde das vergangene Jahr für die Landschaftsarchitekten in Thüringen abgeschlossen?

Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten

Werner Alkewitz: 2010 lief für die meisten meiner Kollegen gut, überraschend gut sogar nach den eher negativen Vorhersagen. Es wurde dank des Konjunkturpakets viel gebaut und Geld in die Infrastruktur investiert. Das hat sicher nicht alle Kollegen im Landesverband erreicht, aber viele profitierten von Aufträgen z.B. bei Schulen, Kindergärten, Straßenbaumaßnahmen. Dabei spielt auch immer die Landschaftsarchitektur eine Rolle.

Hat Thüringen immer noch vergleichsweise viele Landschaftsarchitekten, oder hat sich die Verbandsstruktur in den letzten Jahren verändert?

Die Zahl ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Es gibt derzeit ca. 130 Landschaftsarchitekten im Freistaat, meist sind es Ein-Mann-Büros. Größere Büros ab fünf Landschaftsarchitekten gibt es schätzungsweise zwei Hand voll.

Blicken wir nach vorne: Wie wird sich die Auftragslage entwickeln und wo werden es Ihre Kollegen in den kommenden Monaten stärker merken? Bei den öffentlichen oder den privaten Aufträgen?

Ich behaupte mal, die privaten Auftraggeber haben noch ein Wachstumspotential für uns. Die Wirtschaftsprognosen sind zum Teil positiv. Für die, die mit Unternehmen zusammen arbeiten, gilt dies sicher stärker, hier wird es für die Landschaftsarchitekten spürbare Aufträge geben. Meine Prognose: Privat wird es anziehen, bei den öffentlichen Aufträgen wird es wahrscheinlich weniger. Die Haushaltssituation ist bei vielen Städten und Gemeinden angespannt. Mit den Nachtragshaushalten ist aber auch da noch ein Spielraum vorhanden. Mal schauen.

Wo sehen Sie Potentiale?

Leider ist der Freistaat Thüringen relativ klein mit seinen 2,2 Mio. Einwohnern. Ich denke, es wird immer wichtiger auch über den Tellerrand zu schauen. Das größte Potential für meine Kollegen ist die perfekte Lage mitten in Deutschland. Wir haben ideale Anbindungen, um auch über die Landesgrenze zu schauen und dort Aufträge zu erhalten. Wir müssen es nutzen.

Wie sehen Sie den Freistaat in Sachen "grünes Image” aufgestellt?

Ich denke, hier sollte das Land sicher mehr investieren. Es gibt ja auch erste Bewegung. Stichwort Internationale Bauausstellung (IBA). Die Gründung einer Projektgruppe für eine IBA halte ich für sinnvoll. Als Verband können wir uns inhaltlich einbringen. Nun werden eine Machbarkeitsstudie und Strategien erarbeitet. Das ist ein Fortschritt für das Thema "Grün” und bedeutet Mehrwert für Thüringen. Dafür könnte aber bei der Vermarktung von Grünprojekten deutlich mehr passieren. Es gibt sicher auch einige regionale Initiativen, es gibt Veranstaltungen wie die Offenen Gärten, aber wenn man nach Sachsen-Anhalt schaut mit den Gartenträumen sieht man den Unterschied. Da sehen wir Handlungsbedarf. Auch der egapark ist ein solches Beispiel. Hier schlummert Potential für die Stadt und das Land. Das muss man touristisch deutlich engagierter vermarkten.

Warum ist diese Vermarktung Ihrer Meinung nach so schwer?

Gärten und Natur sind wesentliche Bestandteile der Lebensqualität, ein weicher Wirtschaftsfaktor, der Unterstützung braucht. Man kann dieses positive Image leider so schwer in Zahlen fassen, aber es steigert letztlich unser Glück. Für viele sind Wege, Bäume, Beete ein elementarer Wohlfühlraum, aber einer, der sich nicht so leicht berechnen lässt wie ein Gebäude. Da haben wir in den neuen Bundesländern sicher noch größere Schwierigkeiten als in den alten Ländern. Dort ist der Berufsstand besser angesehen.

Was den Berufsstand betrifft gab es in der Vergangenheit Unstimmigkeiten bei der Ausbildung. Sind Sie zufrieden, was für die Ausbildung zum Landschaftsarchitektur erreicht wurde?

Es gab drastische Veränderungen, als das Studium von vier auf drei Jahre verkürzt werden sollte. Das bedeutete letztlich weniger fachliche Kenntnisse, eine starke Arbeitsbelastung. Kurzum, die Studenten wären mit der Hälfte des Wissens auf den Arbeitsmarkt gekommen. Wir haben uns hier für die Fachhochschule bemüht, unsere Sicht der Dinge bei einem Runden Tisch zu erklären und sind froh, dass es nicht wie geplant weitergehen wird. Es ist noch nicht die Ideallösung, aber es ist ein Fortschritt für die Studenten, eine Mindestanforderung an Lehrinhalte zu erreichen, um dann auch eine Qualität zu leisten. Letztlich ist dieser Nachwuchs mit seiner erlernten Kompetenz ja auch wichtig für unsere Branche. Wir werden uns auch weiterhin für hohe Qualitätsstandards in der Ausbildung einsetzen.

2011 ist auch ein besonderes Jahr für den Verband?

Ja, ein wichtiger Termin wird das 20jährige Jubiläum des Landesverbands im Sommer sein. Da wird es einen Festveranstaltung geben und entsprechend gefeiert. Und wir schauen zuversichtlich nach vorne, denn es gibt 2015 und 2017 wieder Landesgartenschauen in Thüringen. Das ist auch ein richtiges Signal.

Das Interview mit Werner Alkewitz führte Jens Haentzschel (greengrass media).

 

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