Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit der Verabschiedung der „Magdeburger Erklärung“ endet heute der 33. Deutsche Naturschutztag. In dem Positionspapier fordern die rund 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der größten Fachtagung des Naturschutzes in Deutschland insbesondere eine Neuausrichtung der Landwirtschaft, eine konsequentere Sicherung der Schutzgebiete und ein Zusammendenken von Naturschutz und sozialen Fragen.

33. Deutscher Naturschutztag (Foto: DNT Magdeburg c Sylvia Reischert BBN e.V.)

Es wurde einmal mehr deutlich, dass Naturschutz nicht isoliert, sondern als übergreifende gesellschaftliche Aufgabe zu betrachten und der Blick nicht nur auf die nationale Ebene zu richten ist. Erstmals wurden spezielle Mitwirkungsmöglichkeiten für junge Nachwuchsakteure im Naturschutz angeboten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 33. DNT verabschiedeten folgende Forderungen und Positionen:

Landwirtschaft neu ausrichten!

Der DNT fordert von EU, Bund und Ländern eine grundlegende Neuausrichtung der Naturschutzfinanzierung und der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), um die nationalen und internationalen Biodiversitätsziele zu erreichen. Zur Integration von Naturschutzbelangen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist ein langfristig angelegter, fachlich und finanziell attraktiv ausgestalteter, unbürokratischer EU-Naturschutz-Fonds zu entwickeln. In der Agrarförderung muss zudem der Grundsatz gelten „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“.

Mehr als die Hälfte der Landfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Das allein macht deutlich, dass der Landwirtschaft eine besondere Verantwortung für die Erhaltung einer nachhaltig intakten Natur und Umwelt zukommt. Die Wirkung der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik ist nicht nur aus betriebs- und volkswirtschaftlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht kritisch zu bewerten. Die insgesamt unterfinanzierte zweite Säule der GAP hat bislang keine Trendwende beim Verlust der biologischen Vielfalt bewirkt.

Natura 2000 konsequent umsetzen!

Der DNT fordert die für die Umsetzung der EU-Richtlinien und das Netzwerk Natura 2000 zuständigen Bundesländer und den Bund auf, eine rasche Umsetzung des erforderlichen rechtlichen Schutzes für die Natura 2000-Gebiete voranzutreiben. Er ruft die EU-Kommission auf, den „Fitness Check“ der EU- Naturschutzrichtlinien entsprechend den Ergebnissen der Evaluierungsstudie zu nutzen, einen umfassenden und konkreten Aktionsplan zur Behebung der Umsetzungsdefizite der Richtlinien und von Natura 2000 zu entwickeln und gemeinsam mit den Mitgliedstaaten zu verwirklichen.

Im Rahmen der Überprüfung europäischer Rechtsvorschriften (REFIT-Prozess) hat die EU-Kommission auch die EU-Naturschutzrichtlinien einem „Fitness Check“ unterzogen. Das Kernergebnis lautet: Die EU-Vogelschutz- und die FFH-Richtlinie sind wirksam, effizient und fit für die beabsichtigten Zwecke. Defizite bestehen allerdings bei der konsequenten Umsetzung

Schutzgebiete sichern, grüne und blaue Verbundachsen schaffen!

Der DNT fordert von Bund und Ländern eine weitere Stärkung und Ergänzung des Schutzgebietssystems in Deutschland. Bestehende Schutzgebiete sollen qualitativ fortentwickelt und aufgewertet werden, beispielsweise durch Extensivierung der Landnutzung. Der DNT fordert außerdem, Lücken im Schutzgebietssystem zügig zu identifizieren und durch die konsequente Ausweisung weiterer Schutzgebiete sowie durch die Realisierung des länderübergreifenden Biotopverbundsystems zu schließen – zu Lande und zu Wasser.

National wie international wird dem Aufbau eines konsistenten Schutzgebietssystems große Bedeutung beigemessen. Neben den nötigen Kerngebieten wie Nationalparken und Naturschutzgebieten gilt es dabei insbesondere den nötigen Biotopverbund herzustellen.

Biologische Vielfalt und ökologische Leistungen in der Kulturlandschaft stärken!

Der DNT fordert von Bund, Ländern und Kommunen, die Erhaltung der Biodiversität und ökologischen Leistungen als Querschnittsaufgabe in alle Politikbereiche aufzunehmen und als strategisches Ziel festzuschreiben.

Die biologische Vielfalt und die Leistungen, die Ökosysteme erbringen, sind zentrale Grundlagen einer langfristig gesicherten Existenz des menschlichen Lebens. Für ihre Erhaltung gibt es vielfältige ökologische, ökonomische, soziale, kulturelle und ethische Gründe.

Naturschutz und soziale Fragen zusammen denken!

Der DNT fordert von Bund und Ländern, integrative Strategien für die Politikbereiche Natur und Umwelt, Gesundheit, Bildung, Soziales und Stadtentwicklung zu erarbeiten. Außerdem sollen alle gesellschaftlichen Gruppen Zugang zu Naturerleben erhalten und an der Ausgestaltung von Naturschutz teilhaben können.

Die Natur zu schützen ist eine gesellschaftliche Vereinbarung und als Politikfeld mitten in der Gesellschaft angekommen. Um gesellschaftspolitische Fragen zu lösen, bedarf es umfassender Ansätze, die die oben genannten Belange integrieren müssen.

Jugendengagement nachhaltig unterstützen!

Der DNT fordert mehr Wertschätzung und Anerkennung für ehrenamtliches Engagement sowie die Stärkung von Freiwilligendiensten in Bund und Ländern, beispielsweise das Freiwillige Ökologische Jahr. Des Weiteren fordert der DNT, eine fundierte Vermittlung von Artenkenntnissen (wieder) konsequent in die Lehrpläne von Schulen und Hochschulen aufzunehmen.

Die Naturschutzverbände stellen zunehmend einen Schwund an jungen Aktiven fest, die langfristig ehrenamtlich in Natur-, Tier- und Umweltschutzverbänden oder im beruflichen Naturschutz beispielsweise als ausgewiesene Artenkenner Fuß fassen wollen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, können jedoch unter anderem auf fehlende Naturkunde im Bildungssystem sowie auf fehlende selbstgestaltbare Freiräume zurückgeführt werden. Damit wird eine Neuausrichtung und Neukonzeptionierung des ehrenamtlichen Engagements im Naturschutz erforderlich. Im Hochschulbereich sind Ausbildungskonzepte für entsprechende neue Lehrstühle und Lehrpläne unbedingt notwendig.

Der 33. Deutsche Naturschutztag appelliert an die politischen Repräsentanten und alle gesellschaftspolitischen Gruppen, ihre Potenziale und Stärken einzubringen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, adäquate personelle und finanzielle Ressourcen bereitzustellen und die Forderungen des DNT zu unterstützen und umzusetzen.