Im Rahmen der AgrarWinterTage auf dem Mainzer Messegelände wurde am 24. Januar 2024 der Preis für Nachhaltigkeit Rheinhessen verliehen. Gesucht waren zukunftsweisende Produktentwicklungen, die die Themen der Nachhaltigkeit aufgreifen und sowohl Winzern als auch Kunden plausible Lösungen anbieten. In der Kategorie Weinbau gewann das Unternehmen klimafarmer aus Nierstein mit dem Konzept „Klimawinzer – Bodenverbesserungskonzept durch Karbonisierung von Rebholz.“
Bodenverbesserungskonzept Klimawinzer
„Der Preis für Nachhaltigkeit bestätigt uns in dem Ziel, durch den Einsatz von Pflanzenkohle dauerhafte Beiträge zum klimapositiven Humusaufbau zu leisten. Der Weinbau kann damit nur gewinnen!“, so Ron Richter, Gründer und Geschäftsführer der klimafarmer GmbH nach der Preisverleihung. Mit dem Konzept Klimawinzer hatte er zwei Produkte eingereicht, die aus der Karbonisierung von Rebholz entstanden sind und zusammen mit organischer Masse – beispielsweise Trester oder Kompost – oder als fertiges Kohle-Nährstoff-Substrat in Weinbergböden eingearbeitet werden. Der Clou ist, dass das von den Pflanzen assimilierte CO2 mit der Verkohlung zu stabilem Kohlenstoff gebunden und bis zu 1000 Jahren in den Weinbergböden fixiert wird. Dort kann die hohe Adsorptionskraft der Kohle genutzt werden, um Nährstoffe besser pflanzenverfügbar zu machen, außerdem wird das Wachstum von Mikroorganismen und Mykorrhizen gefördert und somit die Humusbildung verstärkt. Ein weiterer Vorteil der Bodenverbesserung durch Pflanzenkohle liegt in der optimierten Wasserhaltefähigkeit des Bodens – dichte Bodenstrukturen können mit der Zeit aufgelockert werden. Richter: „Winzer werden mit dem Einsatz von Pflanzenkohle – auch als Terra Preta bekannt – zu Klimawinzern, da sie einen dauerhaften Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten.“
Zukunftsweisend
Mit der Karbonisierung in dezentralen Karbonisierungsanlagen wird der Stoffkreislauf des Rebholzes geschlossen, die entstehende Abwärme wird u.a. zur Trocknung des Rebholzes und Traubentrester verwendet, und kann auch für die Nahwärmeversorgung genutzt werden. Die angereicherte Pflanzenkohle dient langfristig dazu, Weinbergböden gegen die Unwägbarkeiten des Klimawandels resilienter zu machen. „Es braucht in unserer Branche nachhaltige Ideen und Gedanken und auch den Mut, diese umzusetzen“, betonte Stefan Braunewell, Vorsitzender von Rheinhessenwein bei der Preisverleihung. Für ihn steht Nachhaltigkeit für die Zukunft der Branche. Beim zwölften Wettbewerb um den Preis für Nachhaltigkeit zeichnete die Jury außerdem in der offenen Kategorie ein ressourcenschonendes Verpackungskonzept aus. Staatssekretär Andy Becht vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz überreichte die Preise zusammen mit der Rheinhessischen Weinprinzessin Eva Brodrecht.
Der Preis für Nachhaltigkeit hat sich als Indikator für nachhaltige Entwicklungen im Zulieferer- und Dienstleistungsbereich der Weinbranche etabliert und zeichnet Produkte und Entwicklungen aus, die das nachhaltige Wirtschaften der Winzerinnen und Winzer vorantreiben. Die zehnköpfige Jury prüfte alle Bewerbungen auf deren Auswirkungen auf alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit. Auch wenn es sich um Neuentwicklungen handelt, muss als Voraussetzung für eine Auszeichnung immer auch eine Praxiserfahrung gegeben sein. Richter nahm den Preis mit Freude und Stolz entgegen: „Das Konzept Klimawinzer ist das Ergebnis von vielen Jahren Forschung und Entwicklung in unserem Unternehmen. Im Namen aller Mitarbeitenden und Projektpartner kann ich sagen, dass wir uns im Wortsinn ausgezeichnet fühlen.“
Informationen zum Wettbewerb
Der Wettbewerb um den Preis für Nachhaltigkeit wurde 2012 zum ersten Mal auf Initiative des Rheinhessenwein e.V. zusammen mit dem Verein Ehemaliger Fachschüler Oppenheim (VEO) und dem DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück durchgeführt. Die Jury ist besetzt mit Spezialisten aus der Forschung, dem Versuchswesen, der Lehre und der Praxis. Die Beurteilung der eingereichten Bewerbungen berücksichtigt immer Aspekte der praktischen Handhabung und schließt erste praktische Erprobung anhand von aussagekräftigen Referenzen ein.