Die Statistik ist eindeutig: In den nächsten Jahren werden in NRW aufgrund des Renteneinstiegs der geburtenstarken Jahrgänge bis zu 30 Prozent der Mitarbeitenden in Rente gehen.
„Das betrifft natürlich auch den GaLaBau und da die Branche insgesamt einen deutlichen Aufwind erlebt, zeigt sich schon heute ein problematischer Fachkräftemangel“, so Leif Harzer, Mitglied des Präsidiums im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL NRW) und Vorsitzender des VGL-Bildungsauschusses in NRW. „Wir freuen uns, dass unser Beruf gefragt ist und sich immer noch viele Jugendliche für eine praktische Berufsausbildung interessieren, aber den tatsächlichen Bedarf an Nachwuchs können wir absehbar nicht decken.“
Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, dass nicht nur Mitarbeitende, sondern auch viele Betriebsinhaber das Rentenalter erreichen. „Wir haben eigens ein Weiterbildungsangebot entwickelt für Betriebsnachfolger*innen bzw. solche, die Betriebe übernehmen wollen“, erklärt Leif Harzer. „Dieses wird sehr gut angenommen, denn die Aussichten, sich im GaLaBau selbstständig zu machen, sind heute sehr gut.“
Nachwuchswerbung und Weiterbildung
Das Thema „Ausbildung“ steht seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda des Verbandes. Rund drei Viertel von den mehr als 1.000 Mitgliedsbetrieben in NRW bilden aus. Der Verband hat mehrere Nachwuchswerbeberater*innen, ist aktiv auf Ausbildungsmessen, führt Informationsveranstaltungen an Schulen durch und unterstützt die Mitgliedsbetriebe bei der Nachwuchssuche. Darüber hinaus gibt es verschiedene digitale Angebote, wie eine eigene Website mit Ausbildungsbörse, auf der sowohl Praktikumsstellen als auch freie Ausbildungsplätze ersichtlich sind.
Harzer: „Der Garten- und Landschaftsbau ist mit weitem Abstand der beliebteste Ausbildungsberuf im grünen Sektor und unsere Branche kann mit hervorragenden Zukunftsaussichten punkten. Junge Menschen, die ein Interesse an Natur und Gestaltung haben, die gern draußen sind und im Team arbeiten, sind bei uns genau richtig.“
Längst aber hat der Verband auch das Interesse weiterer Zielgruppen für sich gewonnen. Seit dem Sommer 2016 unterstützt er seine Mitgliedsbetriebe bei der Integration von Geflüchteten in den GaLaBau-Arbeitsmarkt und will diesen so den Zugang erleichtern. Hierfür stehen in einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Programm Willkommenslotsen als kompetente Kontaktpersonen zur Verfügung. Außerdem werden bereits seit 2020 auf mehreren Social-Media-Kanälen Informationen für Quereinsteigende zusammengestellt. Hierzu dienen beispielsweise Erfahrungsberichte von Menschen, die aus anderen Berufen erfolgreich in den Garten- und Landschaftsbau gewechselt sind und so andere motivieren, die Branche kennenzulernen.
Gemeinsame Anstrengung
Der Verband ist in Sachen Aus- und Weiterbildung im engen Austausch mit der Landespolitik. Frank Linneweber, Vizepräsident des VGL NRW: „NRW ist als bevölkerungsreichstes Bundesland in vielen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes Vorreiter in Deutschland. Viele Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung setzen auf unsere Expertise und genau deshalb fordern wir auch politische Unterstützung in der Aus- und Weiterbildung!“ Gemeinsam mit anderen Wirtschaftsverbänden und mit Unterstützung von Kommunen reklamiert der VGL NRW vor allem personelle Engpässe in der Berufsschul- und Hochschullandschaft. „Auch hier wirkt die Demografie und schon heute fehlen Lehrkräfte, die wir in NRW dringend benötigen, um den Bedarf an Fachkräften in den Städten und Gemeinden ebenso wie in den Planungsbüros und in der Praxis zu decken“, betont Linneweber weiter.
Zukunftsorientiert
Für verschiedene neue Themen, die die Branche herausfordern, hat der Verband in Eigenengagement Weiterbildungen auf den Weg gebracht, zum Beispiel zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Wichtige Entwicklungen wie die zunehmende Bedeutung der grün-blauen Infrastruktur für Klimaschutz und -anpassung sowie die Stärkung des Engagements für nachhaltige Prozesse verfolgt der VGL NRW durch konkrete Projekte. Linneweber: „Seit zwei Jahren entwickeln wir anhand eines Phasenmodells praktische Instrumente für konkrete Handlungsfelder im Betriebsalltag, unter anderem für den Maschineneinsatz, für mehr regionale Materialien, das Recycling von Baustoffen sowie ein nachhaltiges Verwaltungsmanagement.“ Diese Aktivitäten sind auch wichtige Argumente, die die Branche innovativ und zukunftsorientiert aufstellen. „Ob für Auszubildende oder Umsteiger, der GaLaBau in NRW bietet für viele Menschen attraktive Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung und hervorragende Zukunftsaussichten“, fasst Leif Harzer zusammen.