Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Neun Gartendetails präsentieren auf knapp 1.300 Quadratmetern - im so genannten Mühlbachbogen auf der Landesgartenschau Rosenheim 2010 - sehenswerte Garten-Ausschnitte in einer qualitativ hochwertigen Fülle. Beim Durchstöbern und Genießen dieser Einzelheiten stößt der Besucher auf außergewöhnliche Materialien und Ideen, die durch unterschiedlichste Weise das vorgegebene Gesamtkonzept der Gartenschau, nämlich die für Rosenheim wichtigen Themen Holz und Wasser, umsetzen.

Urlaub im Garten. (Foto: VGL Bayern/Tietz)

Diese Gärten, gebaut von insgesamt 11 Mitgliedsbetrieben des Verbandes GaLaBau Bayern e.V., animieren zum genauen Hinsehen und so manches Detail würde man am liebsten gleich mit nachhause nehmen. Rosenheim am Inn, die Stadt der Flüsse mit langer Holztradition, findet diese thematische Spiegelung auf außergewöhnlich kreative Art in allen Gartendetails. Die Abnahme fand bereits im Juli 2009 statt. Dieser frühe Termin spricht für das Engagement der beteiligten Unternehmer, die den Besuchern ab 23. April 2010 perfekt eingewachsene Gärten bieten werden.

"Die Poeteninsel" der Firma Hubert Fischer aus Untershofen liegt an einem geschwungenen "Fluss" der aus gesägten Nagelfluhplatten, ausgefugt mit Flusskieseln, besteht und als Weg dient. Dieses Gartendetail vereint zwei Räume, die eigentlich in der Natur durch den Fluss getrennt sind. Wilde Landschaft, Pflanzen und Blüten im Überfluss sowie glattgeschliffene große Treibholzstämme, die der Inn hier abgeladen hat, bestimmen den Charakter der naturbelassenen Uferseite. Eine Betonmauer aus verschiedenen Kiesgrößen symbolisiert das vom Fluss abgelagerte Sediment und dient gleichzeitig als optische Trennung zum nächsten Garten. Das andere Ufer ist von Menschenhand gestaltet. Die geschwungene Mauer aus Nagelfluhblöcken begrenzt diesen kultivierten Bereich. Eine große Catalpa spendet Schatten für die Rasenfläche, die Holzliege aus bearbeitetem Schwemmholz dient der Entspannung. Zwei geradlinige Stahlrinnen - verbunden durch einen kleinen Wasserfall - steuern das wertvolle Nass durch diese Kulturlandschaft. Die Idee für diese Gegenüberstellung von Natur und Kultur stammt von Hubert Fischer, die Ausarbeitung im Detail erfolgte zusammen mit der Mitarbeiterin Heidi Reiserer (Dipl.-Ing. FH). "Die Poeteninsel ist für uns ein kleiner Raum, in welchem sich der Besucher wohl fühlen soll und aus welchem er Ideen schöpfen darf", erläutert Fischer, der diesem Gartendetail durch die geplanten Lesungen, Theaterstücke und Konzerte einen weiteren - für Rosenheim typischen - kreativen Faktor hinzufügt.

Die Tessiner Natur diente als Vorbild für das Gartendetail der Firma Peter Zeidler aus Glonn-Berganger. Die Planung stammt aus der Feder von Ehefrau Martina Zeidler (Dipl.-Ing. Landespflege FH), die mit diesem Thema bewusst das mediterrane Lebensgefühl durch ein harmonisches Miteinander von Pflanze und Stein für den Besucher erlebbar macht. "Bei unserem Garten stand die Verwendung langlebiger und hochwertiger Materialien im Vordergrund,", erklärte Peter Zeidler, der den "Tessiner Garten" zusammen mit den Azubis und viel Liebe zum Detail gebaut hat. Sitzen lässt es sich hier fast an jeder Ecke, und zwar immer gemütlich. Der Garten ist kleingliedrig und er strahlt Ruhe und Kraft aus. Durch die Gebrauchsspuren vieler Jahrzehnte wirken die alten Granit-Gredplatten, über die der Besucher den Garten betritt, sehr behaglich. Eine geschwungene Sitzmauer aus geschichtetem Gneis lädt zum ersten Verweilen neben der Feuerstelle ein. Als praktischer Raumteiler dient ein mit Feuerholz gefülltes Eisenregal, welches einen kleinen Durchblick in den Bereich des Senkgartens zulässt. Die folgende Terrasse aus Maggia-Gneisplatten wird von einer Tessiner Pergola - bestehend aus Gneisstelen und Esskastanienholz - beschattet. Große Eiben sorgen für Windstille, Clematis, echter Wein und Kletterrosen für Farbe und Duft. An der hier platzierten außergewöhnlichen Gartenbank mit massiven Granitwangen und einer Sitzfläche aus Eichenholzriegeln kommt man nicht ohne Probesitzen vorbei. Zwei alte Granitstufen führen in den Senkgarten, dessen Herzstück aus einem dunkelgrünen Quellstein besteht. Dieser symbolisiert das Auf und Ab des Lebens durch faszinierende Wasserbewegungen, die erst durch die Hand eines Steinmetzen möglich wurden. Drei große Felsenbirnen, ein bizarr gewachsener Zierapfel sowie zahlreiche Blütensträucher geben dem Garten Halt und Struktur. Üppig blühende Zwiebelpflanzen und Stauden verbreiten unvergessliche Sinneseindrücke.

Die pure Lust aufs Landleben vermittelt der Garten der Firma Büchele aus Riedering. Hans Büchele wollte mit seinem Garten, der den Titel "Landlust" trägt, die besondere Atmosphäre des Chiemgaus, die man kurz mit den Worten originell, humorvoll aber auch besinnlich umschreiben könnte, einfangen. Fast alle verwendeten Materialien sind Fundstücke aus der bäuerlichen Umgebung. So dient ein hölzerner Odelbanzen (Jauchefass) als Wasserspeier für den Teich, der tief genug ist, um darin ein paar erfrischende Züge zwischen den weißen Seerosen zu schwimmen. Dicke Sandsteinplatten dienen als Trittplatten über den Teich, dessen Ufer teilweise durch eine klassische Trockenmauer aus Tuffstein befestigt ist. Die dicht bewachsene Sumpfzone und das Zymbelkraut an der Ufermauer hinterlassen den Eindruck, dass dieser Teich hier schon seit Jahrzehnten existiert. Den Hintergrund dieser romantischen Szene bilden drei große bemooste Holunderbüsche.

Alte Eichenbohlen, kombiniert mit holzgemasertem Glas, sind Raumteiler und Hingucker gleichzeitig. Farbe bringen im Frühling die vielen Zwiebelpflanzen und im Sommer die für Bauerngärten typischen Stauden.

"Inntermezzo" lautet der Titel des Gartendetails der Firma Anton Kellerer aus Surberg bei Traunstein. Dieser "Zwischenfall", der sich inmitten eines Belages aus gespaltenen Flusskieseln des Inns befindet, besteht aus einer freistehenden Skulptur aus Lärchenholz. Doch dieses Objekt in der Form eines Holzspans ist nicht nur Skulptur, sondern gleichzeitig auch Terrasse, Sichtschutz, Schattenspender und Ruhebereich. Die in die Decke eingelassenen Strahler sorgen abends für eine romantische Beleuchtung, die Bodenstrahler setzen das Objekt gekonnt in Szene. "Für mich ist die Landesgartenschau Rosenheim der ideale Ort, um den Besuchern etwas Außergewöhnliches zu zeigen", erläutert Kellerer den Entschluss, sich für diese Idee des Planungsbüros Mühlbacher und Hilse zu entscheiden. In Zusammenarbeit mit einem Schlosser, einem Zimmerer und weiteren Sponsoren baute Kellerer diesen Ausstellungsbeitrag. Die Bepflanzung der Fläche durch mediterrane Pflanzen spiegelt die immer noch starke Verbindung der Stadt Rosenheim in den Süden wider.

Warum in den Urlaub fahren, wenn es doch zuhause so schön sein kann? Diese Frage ist gleichzeitig Inhalt des Gartendetails der Firma Oberbauer aus Amerang. Im Garten "Mein Urlaubsort zuhause", wurden vor allem heimisches Holz und Südtiroler Gneis für die Gestaltung verwendet. Das Zentrum ist ein 25 Quadratmeter großer Teich. Zwei ineinander verwobene Sonnensegel schützen die quadratische direkt am Teich liegende und nur über Granit-Trittsteine erreichbare Terrasse aus Fichtenholz vor Sonne und Regen. Die Steine der Natursteinmauer haben für Michael Oberbauer alle ihr eigenes Gesicht und so kann sich das Auge von diesem perfekten Hintergrund nur langsam lösen. Im Teich gibt es einen Steintisch über der Wasseroberfläche und Sitzsteine unter der Wasseroberfläche. Der ideale Platz, um an heißen Sommertagen den Körper von außen und innen zu erfrischen. Die Wasserreinigung erfolgt durch ein System aus Kupfer- und Silberplatten. Ein Acer palmatum Solitär und große Miscanthus-Pflanzen schirmen im Hochbeet oberhalb der Natursteinmauer neugierige Blicke von außen ab. Den über drei Meter hohen Holzrahmen lieferte eine alte Tanne aus dem Chiemgau. Der 2,5 Tonnen schwere Rahmen ist einen Meter tief einbetoniert und wurde mit Hilfe eines Autokrans installiert. Das Holz beließ Oberbauer sägerau, was bereits zu der für den Chiemgau typischen schwarzen Verfärbung führt. Innerhalb des Rahmens, der gleichzeitig Durchtritt in das nächste Gartendetail ist, sorgt im Sommer ein Wasservorhang für Abkühlung und angenehmes Geplätscher. Geplant hat diesen heimischen Urlaubsort der Landschaftsarchitekt Alexander Oberbauer.

Der ideale Garten ist für Landschaftsarchitekt Rupert Schelle raumbildend. Wahrscheinlich ist deshalb die Wahl des Sichtschutzes, welcher diesen Garten mit dem Titel "Natur-Stein-Garten" umfriedet, so beeindruckend. Nagelfluhplatten und senkrecht gestellte Rasenflächen wechseln sich ab. "Wir zeigen beim Nagelfluh nicht nur die gesägten Platten, sondern benutzen auch die alten spaltrauen die wir im Steinbruch gefunden haben", erklärt Hans Schwab der Rasenspezialist aus Rosenheim, der mit seinem Betrieb diesen Garten gebaut hat. Die alten Nagelfluhplatten sind mit wilden Saxifraga-Arten, kleinen Birken, Gräsern und Glockenblumen besiedelt. In Kombination mit den geschliffenen Platten, den Rasenwänden und einem von Hand modelliertem Reliefbrunnen umfängt den Besucher ein ganz besonderes Flair: Stille mit simulierter Alpensilhouette - außer der Posaunenchor von Hans Schwab hat gerade einen Auftritt. Die Optik des außergewöhnlichen Sichtschutzes spiegelt sich im Belag wider. Hier wechseln sich Schiefer und Luserna-Gneis mit unterschiedlich breiten Rasenfugen ab. Die Stämme von Blasenbaum, Zitterpappel und Akazie bilden innerhalb des Gartens einen eigenen Raum und schließen diesen in der dritten Dimension durch einen lichten Schatten ab. Eine Klangsäule aus schwarzem Granit ermuntert zum Experimentieren, denn man kann diesen Steinblock wie eine große Stimmgabel zum Schwingen bringen.

"Easy gardening" verspricht das Gartendetail der Firma Fegg-Dobiasch aus Traunstein schon im Titel. Die reduzierte formale Gestaltung basiert vorwiegend auf den Materialien Stahl und Holz. Ein System aus V-Stahlbecken und -rinnen führt das Wasser über die verschiedenen Ebenen dieses Gartens und sorgt durch kleine Wasservorhänge für eine angenehme fonetische Kulisse sowie permanente Bewegung. Die circa eineinhalb Meter höher gelegene Terrasse erlaubt einen Blick aus der Vogelperspektive. Das für das Holzdeck und die Pergola verwendete Ipe-Holz stammt aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Der warme Orangeton dieses Holzes ist eine schöne Kombination zur strengen Kühle des Stahls und der extra für die Terrassenkonstruktion gefertigten hellgrauen Granitplatten aus dem Bayerwald. Wechselflorflächen bringen im Sommer knallige Farben ins Spiel. Die Schlichtheit in der Planung, moderne Bewässerungstechnik sowie der Einsatz pflegeleichter Pflanzenarten halten den Pflegeaufwand gering - somit alles ganz easy.

Plaudern, träumen, Pläne schmieden oder einfach nur dem Beat der Lounge-Musik lauschen, das erlaubt die Gartenwerkstatt von Herbert Münch aus Riedering in ihrem "Loungegarten". "Spannend wird es für mich sein zu beobachten, wie sich die Besucher unser Gartendetail erschließen", freut sich Münch schon jetzt. Auch in diesem Garten gibt es viel Außergewöhnliches zu sehen. Entdeckt, gesammelt, aufgehoben, wiederverwendet, diese Beschreibung trifft für fast alle Materialien zu. Links und rechts neben dem dunkelroten Gartenhaus aus Aluwellblech und Hochdrucklaminat befinden sich zwei Gabionenbänke, die durch Birkenholzstapel gemütlich abgeschirmt sind. Gefüllt mit grünen Flaschen und zudem beleuchtet, zeigt Münch, wie vielseitig diese Drahtkörbe sind. Nicht nur für Kinder faszinierend sind die alten, mit bunten Murmeln gefüllten Abflussroste. Der große, zentral platzierte Stahlbrunnen ist wie das Gartenhaus ein Eigenentwurf. Zwei über 100 Jahre alte gusseiserne Wasserspeier sorgen für den richtigen Füllstand und lassen die Schwimmkugeln aus Edelstahl tanzen. Der Brunnen ist umgeben von altem Klinkerpflaster in Kombination mit Basaltmosaik. Weiter zu entdecken gibt es eine Schlangenbank, verschiedene Arten von Pflanzkübeln, Nistkästen aus Eternit, eine Feuerstelle und einen bizarr gewachsenen Geweihbaum. Die Vier-Jahreszeiten-Pflanzung besticht durch Form und Farbe. Verwendet wurden immergrüne Gehölze, Formgehölze, Gräser und Stauden. Für das farbliche Feuerwerk sorgen alte Dahlien-Sorten. Am besten genießen lassen sich Garten und Loungemusik in den Eternitliegen. Die echten Design-Klassiker aus der Schweiz stehen auf einem hellen Belag aus Kalkplatten. Die eingearbeiteten roten Keramiksteine setzen den Esprit der Liegen im Belag fort.

Schwimmteich, Holzlandschaft und eine parkähnliche Pflanzfläche sind die drei Bestandteile des Gemeinschaftsgartens der Firmen May und Deppisch aus München sowie Folger Gärten aus Rosenheim. Das gemeinsame Gartendetail trägt den Titel "Urlaub im eigenen Garten" und diesen könnte man sogleich mit einem ausgiebigen Picknick auf der 100 Quadratmeter großen Holzlandschaft beginnen. Das Holzdeck, die Bänke, der Tisch und die Sonnenliegen sind komplett aus Lärchenholz gefertigt und signalisieren eine hohe Aufenthaltsqualität. Für Schatten innerhalb dieser Landschaft aus Holz sorgen eine große Platane sowie rote Sonnenschirme. Wer dann an heißen Sommertagen auch noch die Badehose im Gepäck hat, darf den Sprungstein des Schwimmteiches für ein Abtauchen ins kühle Nass nutzen. Eine riesige Edelstahlschüssel am Rand des Teiches zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Sie sammelt das Wasser, welches direkt aus dem Filter einströmt und gibt es per Überlauf an den Teich zurück. Die elliptische Form des Teichs wird durch diese runde Form aufgebrochen. Dieses gestalterische Element sorgt für einen zweiten Wasserspiegel und erreicht hierdurch eine Spiegelung des Wassers im Wasser. Die Edelstahldusche, deren Duschkopf aus zwei übereinander liegenden Schüsseln besteht, setzt die Formensprache perfekt fort. Pumpenschacht und Feinfilter befindet sich unter dem Holzdeck, welches durch Wellenschlagblöcke aus schräg bearbeitetem Naturstein vom Teich abgetrennt ist. Durch diese Einfassung ist am Übergang vom Wasser zum Holz keine Folie sichtbar. Fünf große schirmförmige Amelanchier geben innerhalb der Pflanzfläche den Ton an und arrangieren sich elegant mit der angrenzenden Rasenfläche sowie mit dem kleinen runden Platz und Weg aus wassergebundener Decke. Eingefasst durch eine Phyllostachys-Hecke, bestehend aus verschiedenen Sorten in unterschiedlichen Höhen, bekommt das Ganze den Charakter eines kleinen Hains. Die Unterpflanzung der mit Stahlbändern eingefassten Beete besteht aus naturnahen Stauden, die vor allem als Bodendecker fungieren.

"So schnell kommt keine Gartenschau mehr nach Südbayern und diese Chance, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, darf nicht verpasst werden", waren sich die beteiligten bayerischen Unternehmer einig. Theaterstücke, Bandauftritte, Jubiläumsfeiern und vieles mehr haben die 11 Betriebe in ihren Gartendetails vor. Und eines ist sicher: Die Gärten sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

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