Herausragende Bereiche des Naturerbes in Deutschland durch gezielte Maßnahmen langfristig zu erhalten und zu entwickeln, das ist Ziel des Förderprogramms - chance.natur - des Bundesumweltministeriums.
In den Genuss dieses Fördertopfes soll nun auch der südöstliche Rhein-Sieg-Kreis kommen: Zunächst sollen bis zum Jahr 2013 etwa 1 Million Euro aus dem Förderprogramm "chance.natur" des Bundes sowie Mitteln des Landes und des Rhein-Sieg-Kreises als Projektträger in die Planungsphase des Naturschutzgroßprojekts "Natur- und Kulturland-schaft zwischen Siebengebirge und Sieg" fließen.
Gefördert wird dabei insbesondere die Erarbeitung eines Pflege- und Entwicklungsplans unter aktiver Einbindung der regionalen Akteure. In der anschließenden Umsetzungsphase werden dann bis zum Jahr 2023 mit einem deutlich höheren Finanzvolumen - der Kreis kalkuliert hier mit rund 11,6 Millionen Euro - die im Pflegeplan einver-nehmlich festgelegten Maßnahmen realisiert.
Zusätzlich wird es dann auch Angebote zur Besucherinformation geben. Der gesamte Prozess wird durch aktive Informations- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet.
Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate Jessel, stellte das Projekt gemeinsam mit Landrat Frithjof Kühn und Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz der Öffentlichkeit vor, nachdem es bereits in der Sitzung des Umweltausschusses des Kreises ausführlich erläutert wurde.
"Wir danken dem Bundesumweltminister und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, dass sie uns diese großartige Chance geben wollen, eine Perspektive für die Pflege und Entwicklung der Landschaft von den Rheinhängen in Bad Honnef und Königswinter, über Sankt Augustin, Hennef, Eitorf bis an die obere Sieg in Windeck umzusetzen", sagte Landrat Frithjof Kühn.
"Die alte Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen Lebensräumen trägt ganz wesentlich zur Attraktivität für Pflanzen- und Tierwelt, aber auch für unsere Bürgerinnen und Bürger bei. Die Erhaltung dieser Landschaft braucht wirtschaftliche Anreize für Bewirtschafter und Eigentümer, die wir jetzt bieten können. Angesichts der kommunalen Haushaltsnotlagen bin ich froh, dass wir überhaupt noch etwas für die natürliche Entwicklung unserer schönen Landschaft tun können!"
BfN-Präsidentin Prof. Jessel stellte die herausragende Arten - und Lebensraumvielfalt und die enge Verzahnung der natürlichen und kulturhistorisch gewachsenen Landschaftsvielfalt in den Vordergrund, die in Deutschland ihresgleichen sucht.
"Die Vielfalt an bundes- und europaweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten unterstreicht den Stellenwert dieses Zentrums der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Das geplante Großprojekt ‚Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg’ bedeutet aber nicht nur einen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Sondern es ist auch eine Chance für die Menschen in der Region, indem es verschiedene bereits eingeleitete Förderaktivitäten verzahnt und einen Beitrag zur Bewahrung und Entwicklung einer regionalen Identität im Rhein-Sieg-Kreis leistet. "
Über das Förderprogramm des Bundesumweltministeriums "chance.natur" können nur Gebiete gefördert werden, die im nationalen und internationalen Interesse für den Naturschutz besonders wertvoll und für den betreffenden Lebensraumtyp besonders charakteristisch sowie bundesweit repräsentativ sind. Das Förderprogramm soll zum dauerhaften Erhalt von Naturlandschaften sowie zur Sicherung und Entwicklung von Kulturlandschaften mit herausragenden Lebensräumen beitragen.
Aktuell fördert der Bund mit dem Projekt im Rhein-Sieg-Kreis 31 Projekte bundesweit, in NRW noch ein weiteres in Westfalen. Im Rhein-Sieg-Kreis sollen ab 2011 bis voraussichtlich 2023 auf rund 10.000 Hektar Fläche vor allem Weinbergsbrachen, Obstwiesen, extensiv genutztes Grünland, Heide und Feuchtwiesen sowie der Waldumbau und die natürliche Waldentwicklung gefördert werden. Dazu wird es spezielle Förderangebote an die Bewirtschafter oder Eigentümer der Flächen geben. Die Teilnahme am Programm, das sich speziell an Private richtet, ist freiwillig.
Das Förderprogramm wird mit einer Maßnahmenplanung beginnen, für die allein ein Zeitraum bis Mitte 2013 vorgesehen ist. Bis dahin soll im Einzelnen festgelegt werden, was im Fördergebiet geschieht, und zwar unter enger Einbeziehung aller regionalen Akteure aus Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und natürlich den sechs beteiligten Kommunen. Letztere werden im Projekt eine besondere Rolle spielen, denn sie sollen sich mit zusammen 5 Prozent an den Kosten beteiligen. Weitere 5 Prozent der Kosten übernimmt der Kreis, der auch die Projektträgerschaft innehat. Die restlichen 90 Prozent kommen von Bund (75 Prozent) und Land (15 Prozent).
Die großzügigen Förderbedingungen, die lange Laufzeit und das breite Maßnahmenspektrum machen die Teilnahme am Programm besonders attraktiv. "Wir sind sehr froh, dass wir Geldgeber in Bund und Land gefunden haben, die uns eine Möglichkeit geben, aktiven Naturschutz und Landschaftspflege auf freiwilliger Basis zu betreiben, ohne dass wir mit Verboten und ordnungsrechtlichen Maßnahmen arbeiten müssen. Da hilft uns der hohe Anteil an Naturschutzgebieten, den wir bereits heute im Fördergebiet haben, entscheidend weiter", machte Umweltdezernent Christoph Schwarz deutlich.
"Das Projekt ist auch genau das richtige Instrument, um die zahlreichen einzelnen Aktivitäten zu koordinieren und alle Interessenten an einen Tisch zu bringen. Alleine würden wir einen solchen qualitativen Sprung nicht schaffen. Von daher freue ich mich auf den baldigen Start des Projektes."