Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Im Verbundvorhaben „Entwicklung und Prototypenbau eines Seilkransystems für den Holztransport auf nicht befahrbaren, ebenen und nassen Standorten“ entstand ein erfolgreiches und mittlerweile europaweit nachgefragtes Holzrückeverfahren. Der Flachland-Seilkran macht es erstmals möglich, Kurzholz bzw. Stammholzabschnitte ohne Bodenkontakt zu transportieren.

Holzrückeverfahren ohne Bodenkontakt (Quelle: Professur Forsttechnik, Technische Universität Dresden)

Das ist besonders dort interessant, wo die Bodentragfähigkeit den Einsatz schwergewichtiger Forwarder nicht zulässt oder andere Erschwernisse wie z.B. munitionsbelastete Flächen vorliegen. Umfangreiche Praxisversuche im Rahmen des Vorhabens belegen die Tauglichkeit. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), gefördert.

Die Verbundpartner, die Technische Universität (TU) Dresden und die Konrad Adler GmbH & Co. KG, wollten nicht weniger erreichen als einen Flachlandseilkran zu entwickeln, der für die forstliche Bewirtschaftung bislang unerreichbare Standorte erschließt, Bodenschäden vermeidet und damit einen forsttechnischen Paradigmenwechsel einleitet. Genau dies ist – wie die im Projekt umfangreich durchgeführten Praxistests belegen - gelungen:

Die Projektpartner konstruierten einen Seilkran für die Ebene, der erstmals Kurzholzbündel (bis zu 6m Länge) gänzlich ohne Bodenkontakt, also ohne die beim Langholztransport üblichen Schleifspuren bzw. Gräben im Boden zu hinterlassen, auskommt. Dazu entwickelten sie ein völlig neues System mit einem hohen, teleskopierbaren Hauptmast, einem künstlichen Endmast und, wenn nötig, künstlichen, im Boden verschraub- und wieder entfernbaren Erdankern. Hinzu kam ein neuartiger, extrem leichter Laufwagen, der eine Last von bis zu 1 Fm über ein ebenfalls neu entwickeltes Seilsystem inkl. speziell dafür entwickelter Seiltrommel transportiert. Auf Zwischensättel kann bei einer Länge des Tragseils von bis zu 400 Metern verzichtet werden.

„Die relative Unabhängigkeit von den natürlichen Gegebenheiten wie Boden, Baumbewuchs und Witterung ist der große Vorteil dieses Systems“, so Prof. Dr. Jörn Erler, Projektleiter und Inhaber der Professur für Forttechnik an der TU Dresden. Die von Beginn an am Entstehungsprozess beteiligten Forstpraktiker aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein sowie Bundesforst und der Naturerbe GmbH bescheiden dem System dadurch hervorragende Chancen am Markt.

Mit etwas Übung im Auf- und Abbau ist es laut der testenden Forstarbeiter einfach zu handhaben. Lediglich eine Zwei-Mann-Gruppe wird benötigt. Die Kosten des Verfahrens können dennoch nicht mit einer konventionellen Rückung konkurrieren. An Orten aber, an denen zwar Harvester, Forwarder aber nur eingeschränkt oder gar nicht eingesetzt werden können, erzielt das System ökonomisch akzeptable Ergebnisse. Konkurrenzlos ist das Seilkransystem auf bislang als unbefahrbar geltenden und evtl. seit Jahren unbewirtschafteten Flächen. Ein großer Vorteil für die Forstwirtschaft, denn das System macht somit unabhängiger von der Witterung. Laue Winter stellen kein Problem mehr bei der Holzernte dar. Auch bei der Holzrückung unter besonderen Erschwernissen wie z. B. auf ehemaligen Schießbahnen mit hoher Munitionsbelastung kann die Anlage eine ökologisch hervorragende und zugleich ökonomisch vertretbare Lösung sein. Da das System als besonders bodenschonend gilt, stellt der Flachlandseilkran eine Schlüsseltechnologie bei der Durchführung von behutsamen Moorrenaturierungen dar.

Weitere Informationen sowie die Abschlussberichte zum Verbundvorhaben sind in der Projektdatenbank der FNR mit Hilfe der Förderkennzeichen 22022411 und 2202211zu finden.

Über die Fördermöglichkeiten im Rahmen des Förderschwerpunkts „Stärkung der nachhaltigen Forstwirtschaft zur Sicherung der Waldfunktionen“ im Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe informiert: siehe Link

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