Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Schutz der biologischen Vielfalt steht bei immer mehr Städten und Gemeinden auf der Agenda

Die Stadt Gerolstein in der Eifel hat als 200. Kommune die Deklaration "Biologische Vielfalt in Kommunen" unterzeichnet. Damit machen 200 Kommunen den Schutz der biologischen Vielfalt zu einer gewichtigen Grundlage einer nachhaltigen und naturverträglichen Stadt- und Gemeindeentwicklung. Die Deklaration ist Teil eines langfristig ausgerichteten Prozesses, der die Umsetzung der Ziele der Nationalen Strategie der Bundesregierung zur biologischen Vielfalt (NBS) befördern soll. Städte und Gemeinden in ganz Deutschland werden so dazu motiviert, Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in den Bereichen Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich, Arten und Biotopschutz, Nachhaltige Nutzung sowie Bewusstseinsbildung und Kooperation zu realisieren. Die Kommunen reagieren damit auf den voranschreitenden Verlust an biologischer Vielfalt.

Weltweit sind fast zwei Drittel aller Ökosysteme und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Auch in Deutschland gelten über 70 Prozent der Lebensräume als bedroht. Angesichts des daraus resultierenden Handlungsdrucks wollen sich die Kommunen in einem Bündnis für biologische Vielfalt zusammenschließen. Der interkommunale Austausch, eine koordinierte Öffentlichkeitsarbeit und gemeinsame Projekte sollen die Kommunen beim Schutz der biologischen Vielfalt weiter voranbringen.

"Der Zuspruch so vieler Kommunen zur Deklaration ist enorm und übersteigt bei weitem die Erwartungen, mit denen wir im Februar 2010 mit rund 30 Kommunen und der Deutschen Umwelthilfe den Umsetzungsprozess der Nationalen Biodiversitätsstrategie auf lokaler Ebene initiiert haben ", freute sich Professor Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Dass sich eine derart hohe Zahl an Kommunen im ganzen Land sowie unterschiedlicher Größe gezielt für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetze, spiegle die zunehmende Bedeutung des Themas wider.

"Wenn es Kommunen gelingt, ihre Flächeninanspruchnahme zu begrenzen und ihre Siedlungsentwicklung zu qualifizieren, durch Erhalt und Entwicklung von Grünflächen zur Biotopvernetzung beizutragen oder die genetische Vielfalt mit kommunalen Schutzprogrammen zu stärken, leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Schutz der lokalen Biodiversität, sondern tragen auch zu einer verbesserten Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger bei," so Beate Jessel.

Über 19 Mio. Menschen und damit rund 23 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung werden mit den aktuell 200 "Deklarationskommunen" repräsentiert. Besonders erfreulich sei, dass 43 und damit mehr als die Hälfte der rund 80 deutschen Großstädte die Deklaration unterzeichnet haben, erläuterte Robert Spreter, Leiter des Kommunalen Umweltschutzes der Deutschen Umwelthilfe.

"Dadurch wird deutlich, dass Naturschutz nicht nur eine Angelegenheit der ländlichen Räume ist. Beispielsweise der Schutz von Fledermäusen findet oft mitten in der Stadt statt."

Als Ziel beim Erhalt der biologischen Vielfalt auf lokaler Ebene sollte dabei gelten, was in der Eifel - jener Region, zu der auch die Stadt Gerolstein zählt - bereits Realität ist. Laut einer Untersuchung des Instituts für Naturwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn ist es dort gelungen, den Verlust an biologischer Vielfalt aufzuhalten. Die Bonner Forscher fanden heraus, dass die Artenzahl vielerorts sogar deutlich zu- und gleichzeitig die Zahl der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen deutlich abgenommen hat. Die Eifel sei damit eine der ersten Regionen in Deutschland, denen eine solche Trendwende gelungen ist.

Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Trendumkehr sehen die Forscher im Anstieg des Flächenanteils der geschützten Gebiete. Auch in Gerolstein wurden bereits in den vergangenen Jahren zusätzliche Naturschutz- und FFH-Gebiete ausgewiesen. So liegen beispielsweise große Teile des Naturparks Vulkaneifel auf den Gemarkungen der Stadt Gerolstein. Bei der Ausweisung von baulichen Nutzungen wird in Gerolstein zudem auf die Innenbereichsentwicklung geachtet. Bei allen Maßnahmen werden dabei die Empfehlungen aus der Flächennutzungsplanung (Darstellung und Empfehlung von Ökokontierungsflächen etc.) berücksichtigt.

Um über die Deklaration hinaus das Engagement in Sachen Biodiversität zu verstetigen, planen die Kommunen, sich in einem Bündnis für biologische Vielfalt zusammenzuschließen. Dieses Bündnis soll eine Plattform für die interkommunale Zusammenarbeit bilden, die inhaltliche Arbeit in den Kommunen unterstützen und kommunale Interessen und Bedürfnisse in politische Prozesse hinein vermitteln. Das Bündnis soll am 1. Februar 2012 im Rahmen eines bundesweiten Kommunalkongresses gegründet werden.

Eine Bündnis-Homepage wurde bereits eingerichtet und steht allen Interessierten im Internet zur Verfügung.