Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Klimakrise ist in aller Munde, dabei ist der starke Rückgang der Arten das weit größere Problem weltweit. Dies haben auch die in diesem Jahr am Label „StadtGrün naturnah“ teilgenommenen sieben Gemeinden und Städte erkannt. Sie fördern auf ihren innerstädtischen Flächen die Artenvielfalt, indem sie weniger Mähgänge im Straßenbegleitgrün oder in Parkanlagen durchführen, indem sie absterbende Bäume als Lebensraum für Käfer, Fledermäuse und Vögel erhalten oder indem sie Bürgerinnen und Bürger aktiv bei Grünprojekten einbinden oder sie durch Patenschaften und Umweltbildungsangebote zum Thema Natur sensibilisieren.

Diese und weitere Maßnahmen haben Bad Säckingen, Emden, Geestland, Haldensleben, Laupheim, Pforzheim und Plönum gesetzt. Pflegen Kommunen ihre Grünflächen naturnah, indem sie beispielsweise Rasenflächen deutlich seltener mähen und damit schnittempfindliche Wiesenkräuter fördern, profitieren Tiere und Pflanzen gleichermaßen: Wo Flockenblumen, Margeriten und Malvengedeihen, sind Wildbienen und Schmetterlinge nicht weit. Darüber hinaus sind vielfältige Naturräume wesentlich widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels und zudem attraktiver. Erfahrungen in der Natur sind wichtig für Kinder um gesund aufzuwachsen und auch Erwachsene brauchen ansprechende Naturräume für Bewegung und Erholung, am besten direkt vor der Haustür. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Gesundheit und Zufriedenheit von Menschen höher sind, je näher sie an Grünflächenleben.

Mit dem Label „StadtGrün naturnah“ honoriert das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“, welches dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert, bereits seit mehreren Jahren das Engagement von Städten und Gemeinden für ein ökologisches Grünflächenmanagement. Mit diesem Jahr haben insgesamt 56 Städte und Gemeinden teilgenommen. Die Städte Frankfurt am Main, Hannover, Kirchhain und Wernigerode hatten bereits 2018 das Label erhalten und ließen sich nach drei Jahren rezertifizieren.

Die teilnehmenden Kommunen entwickelten beispielsweise auf öffentlichen Grünflächenartenreiche Wildblumenwiesen, verwenden heimisches Saat- und Pflanzgut oder verzichten auf Pestizide. Bei der Maßnahmenplanung, Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit für mehr Natur in der Stadt erhalten die Kommunen professionelle Unterstützung durch das Bündnis. Zu Beginn des Labelverfahrens tragen die teilnehmenden Kommunen die Pflegepraktiken und bereits umgesetzten Maßnahmen für eine Bestandserfassung zusammen. Darauf aufbauend entwickeln sie einen Maßnahmenplan mit weiteren Projektenzur naturnahen Entwicklung der innerstädtischen Grünflächen. Am Ende des Prozesses werden die Teilnehmenden mit der Auszeichnung in Bronze, Silber oder Gold belohnt.

In den teilnehmenden Kommunen hat das Bündnis mit dem Label zahlreiche Initiativen zur Förderung der Artenvielfalt im Stadtgebiet angestoßen. Außerdem unterstützt es die Teilnehmenden durch eine Vor-Ort-Beratung und organisiert den Erfahrungsaustausch unter den teilnehmenden Kommunen, stellt kostenlos Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung und moderiert Workshops zur Maßnahmenplanung mit lokalen Akteuren.

Das Label wurde im Rahmen des geförderten Projekts „Stadtgrün - Artenreich und Vielfältig“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit einer Förderung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) von 2016 bis 2021 entwickelt. Seit Ende 2021 wird es selbstständig vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ weitergeführt.

 

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